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Anonymous attackiert Gefängnisindustrie

27.02.12 (von ivk-jw) USA: Hacker legen Computersystem von weltweit größtem Knastbetreiber lahm

Aus: junge Welt Nr. 49 – 27. Februar 2012 / Von Jürgen Heiser

Das Hackerkollektiv Anonymous hat sich mit seinem jüngsten Cyberangriff den gefängnisindustriellen Komplex der USA vorgenommen. Aus Solidarität mit dem Aktionstag »Occupy for Prisoners«, den die »Occupy«-Bewegung am 20. Februar beging, haben die »Hacktivisten« am vergangenen Freitag das Computersystem der GEO Group in Florida lahmgelegt. Der Konzern ist weltweit einer der größten Erbauer und Betreiber von Privatgefängnissen. Anonymous schaltete sich im Rahmen seiner »FuckFBIFriday«-Kampagne erfolgreich in die Datenbank des Konzerns ein und gestaltete dessen Website um.
Dazu gab die Gruppe über Twitter bekannt, sie habe den Konzern am Freitag um 12.30 Uhr (Ortszeit) gehackt und die Firmenhomepage und andere Webseiten, die mit dem Unternehmen in direkter Verbindung stehen, »aus dem Netz getilgt«. Statt des offiziellen Auftritts der GEO Group erschien ein Foto des politischen Gefangenen Mumia Abu-Jamal, unterlegt von einem Solidaritätslied für diesen. »Die Attacke«, so Anonymous, »ist Vergeltung an einem korrupten System, das immensen Profit schlägt aus der Inhaftierung von Amerikanern im ganzen Land.«
Die GEO Group steht für den Privatsektor des US-Gefängnissystems, einen explosionsartig wachsenden Wirtschaftszweig, den zwei Konzerne dominieren. Den ersten Rang nimmt dabei die 1983 in Nashville, Tennessee, gegründete Corrections Corporation of America (CCA) ein. Sie betreibt in 19 Bundesstaaten 63 Privatgefängnisse mit insgesamt 85000 Haftplätzen. 2009 belief sich der Umsatz des Konzern auf 1,58 Milliarden Dollar. CCA-Aktien werden seit 1994 an der New Yorker Börse gehandelt.
Rang zwei hat die 1984 gegründete GEO Group inne, die von Florida aus in 13 US-Bundesstaaten 61 Haftanstalten mit insgesamt 60000 Plätzen verwaltet. Anonymous traf mit seiner aktuellen Freitagsaktion einen Konzern, der sich selbst als »weltweit führend auf dem Gebiet der Strafvollzugsdienstleistungen« anpreist. GEO weitet seine Tätigkeit auf alle Kontinente aus und betreibt bereits seit den 1990er Jahren Privatgefängnisse in Australien, Großbritannien, Südafrika und Kanada. Seinen Nettogewinn gab der Konzern für 2008 mit 58,9 Millionen US-Dollar an.
Die Aktion von Anonymous steht in einer Reihe mit den seit einigen Wochen ausgeführten Cyberattacken, die sich jeweils freitags Institutionen der Sicherheitsapparate und mit ihnen kooperierende Firmen zum Ziel nehmen. Zentrum der Angriffe ist dabei die US-Bundespolizei FBI. Aber auch die Geheimdienstzentrale der CIA, das US-Justizministerium und die britische Polizeizentrale Scotland Yard mußten schon öffentlich die Peinlichkeit eingestehen, daß sie den versierten Hackern nicht gewachsen waren und zumindest für einige Stunden die Herrschaft über ihre IT-Netzwerke und Webseiten verloren hatten.
Auch das Computernetzwerk des Konzerns ManTech aus Fairfax, Virginia, traf es Anfang Februar. Dabei muß es die Verantwortlichen besonders geschmerzt haben, daß dieser IT-Dienstleister ausgerechnet für die Sicherheit der technischen Infrastruktur des FBI verantwortlich ist. Neben Kunden in Europa gehören auch die US-Armee und das Washingtoner Heimatschutzministerium zu den bevorzugten Klienten von ManTech. Der Konzern gab seinen weltweiten Umsatz für 2011 mit 752 Millionen US-Dollar an. Ein Großteil davon kommt aus dem Etat der genannten US-Behörden. Anonymous wandte sich deshalb nach seiner Aktion gegen ManTech mit der berechtigten Frage an die Konzernleitung: »Ihr bekommt über 200 Millionen US-Dollar von den Steuerzahlern, um sie vor uns zu beschützen. Und was jetzt?«

 
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