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Kolumne 19.06.2010: Leben in der Hölle

19.06.10 (von maj) Israel hat die palästinensischen Gebiete in ein einziges großes Gefängnis verwandelt

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 139 – 19./20. Juni 2010

Im Gazastreifen leben anderthalb Millionen Menschen, zusammengepfercht auf einem kleinen Landstrich an der Küste des östlichen Mittelmeers zwischen Ägypten und Israel. Zentrum und Hauptstadt ist die Stadt Gaza im Norden. Der Gazastreifen gehört wie das Westjordanland zu den palästinensischen Autonomiegebieten. Seine geographischen Grenzen und den Namen erhielt das Territorium nach dem ersten arabisch-israelischen Krieg 1948/49 im Rahmen eines Waffenstillstandsabkommens zwischen Ägypten und Israel.
Das Leben der Bewohner des Gazastreifens unter der israelischen Blockade ist die reine Hölle und schafft Verbitterung gegenüber den israelischen Besatzern Palästinas. Verbitterung herrscht aber auch gegenüber den Regierungen der USA, Europas und Ägyptens, weil sie die israelische Politk entsprechend ihrer eigenen Interessenlage unterstützen. Die Palästinenser des Gazastreifens werden kollektiv dafür bestraft, daß sie bei den letzten Parlamentswahlen für die Autonomiebehörde im Januar 2006 mehrheitlich für die Hamas gestimmt haben. Die Bewohner müssen nicht nur die israelische Besatzungspolitik, sondern seit 2007 auch eine grausame und alle Bereiche lähmende Blockade ertragen, die das Wirtschaftsleben zum völligen Erliegen gebracht hat. Die Bevölkerung des Gazastreifens wird also dafür bestraft, daß sie in freien Wahlen ihre demokratischen Rechte wahrgenommen hat.
Neun Gaza-Aktivisten wurden bei der Kommandoaktion israelischer Eliteeinheiten gegen die Flotte der internationalen Freiheit-für-Gaza-Bewegung, die am 31. Mai 2010 mit Hilfsgütern Kurs auf Gaza genommen hatte, ermordet. Dies war nur der bislang letzte Akt einer paranoiden Staatsführung, die den Gazastreifen 2007 zum »feindlichen Gebiet« erklärt hat. Sie sieht überall Feinde Israels und läßt sie entsprechend erbarmungslos verfolgen. Washington agiert in diesem Konflikt mit einer vorwiegend auf die US-Innenpolitik und die Sicherung nahöstlicher Einflußzonen ausgerichteten Strategie und kann deshalb nicht nein sagen zum engsten Verbündeten im Nahen Osten. Egal, was der auch macht. Dahinter steckt die gleiche kurzsichtige und nur auf momentane Erfolge setzende Politik, die dazu führte, daß militante Gotteskrieger finanziert, bewaffnet und trainiert wurden, die dann als Al-Qaida und Taliban auf den Plan traten und später die Waffen gegen ihre einstigen Förderer wendeten. Damit ging die Saat des Hasses auf, die verschiedene US-Regierungen selbst ausgebracht habe. Sie wiegelte mittlerweile Millionen von Menschen im Nahen und Mittleren Osten, in Palästina und anderen arabischen Ländern gegen die USA und den Westen auf.
Die Besatzungspolitik Israels hat die palästinensischen Gebiete, Dörfer und Städte, Schulen und Institutionen in ein einziges großes Gefängnis verwandelt, das eines Tages explodieren wird, und zwar dann, wenn man es am wenigsten erwartet. Kleine Lockerungen der Blockade, wie sie das israelische Kabinett jetzt angekündigt hat, um der Kritik der internationalen Öffentlichkeit zu begegnen, werden daran nichts ändern können. Das Ende der völkerrechtswidrigen See- und Luftblockade, die Öffnung aller Grenzübergänge und eine unabhängige internationale Untersuchungskommission zum Piratenakt gegen die Freiheit-für-Gaza-Flotte wären die Minimalvoraussetzungen für notwendige Veränderungen in der Region.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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