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Kolumne 12.06.2010: Attacken auf die Kultur

12.06.10 (von maj) Das Recht auf Profit durch Bildung für wenige soll das Recht auf Bildung für alle ersetzen

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 133 – 12./13. Juni 2010

Der »Militärisch-industrielle Komplex« ist seit Jahrzehnten ein stehender Begriff, mit dem Systemgegner und Antikriegsbewegung die enge Verzahnung von Politik, Militär, Rüstungsindustrie, Medien und Denkfabriken kritisieren. Seit langem gibt es auch eine starke Bewegung von Gefängnis- und Todesstrafengegnern sowie Solidaritätsgruppen für politische und kämpfende Gefangene, die den in den USA besonders weit entwickelten »Gefängnis-industriellen Komplex« als Ausdruck einer fatalen Verschmelzung von politischen und geschäftlichen Interessen kritisieren, weil es auch hier wie in der Rüstung um Riesenprofite geht.
Nun steht das öffentliche Bildungssystem der USA, das auf den Errungenschaften des Amerikanischen Bürgerkrieges aufbaut und allen Bürgern eine Schulbildung ermöglichen sollte, vor dem endgültigen Kollaps. An seine Stelle soll etwas treten, das Ausdruck der Deregulierung des öffentlichen Schulsystems zugunsten privatwirtschaftlicher Interessen ist und mit dem gnadenlos jeder Gedanke an das verbriefte Recht auf eine kostenlose öffentliche Schulbildung attackiert wird. Das neue Goldene Kalb der Wirtschaftsliberalen sind die privaten Charter Schools (Vertragsschulen). Ursprünglich waren sie als reine Testeinrichtungen deklariert worden, in denen neue Methoden des Lernens und der Pädagogik ausprobiert werden sollen. Mittlerweile aber sind sie der Hauptgrund dafür, daß den öffentlichen Schulen Haushaltsgelder entzogen werden, die in die nach und nach in vielen US-Bundesstaaten gegründeten Charter Schools fließen. In der Folge können die öffentlichen ihren Auftrag natürlich immer schlechter erfüllen und geraten immer stärker in Verruf.
Womit wir es hier zu tun bekommen, ist der »Bildungs-industrielle Komplex«, weil das Big Business vermittels der privaten Charter Schools das Modell kostenloser Bildung für alle ersetzen und letztendlich abschaffen will. Entgegen anderslautender Propaganda gibt es für diese Entwicklung nur den einen altbekannten Grund: Es geht um Profite. Geschäftemacher haben das öffentliche Schulsystem schon seit dem offiziellen Ende getrennter Unterrichtung für Schwarz und Weiß in den 1950er Jahren im Visier. Und seit der Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika war die Macht des Geldes der Motor der schleichenden Beseitigung des Ideals vom Gemeinnutz zugunsten der Vorrangstellung des Privaten.
Wundert es da noch, daß die öffentlichen Bildungseinrichtungen in so einem erbärmlichen Zustand sind, der sich ständig verschlimmert? Die Klasse der Profitmacher steckt dahinter. Sie applaudieren der Ausbreitung der Privatschulen aus dem gleichen Grund, aus dem sie das unter der Clinton-Regierung durchgesetzte Nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA und den damit lukrativer gemachten Export von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer begrüßten: weil es gut fürs Geschäft ist. Das Kapital kennt kein Vaterland. Es schwimmt wie ein hungriger Hai im sozialen Meer und hält Ausschau nach einem fetten Profithappen. Und beim Anblick des Schulsystems läuft ihm das Wasser im Maul zusammen.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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