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Kolumne 22.08.09: Imperium der Schurken

22.08.09 (von maj) Die Geschichte der USA nicht zu kennen und zu begreifen, heißt nicht, daß sie unwahr ist

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 194 - 22./23. August 2009

Wahlen in Afghanistan, Wahlvorbereitungen in Irak. Die »demokratische Welt« und ihre omnipräsenten Medien schauen von oben herab auf die Entwicklungen und geben ihre Beurteilungen zum besten. Ein Präsident übernimmt die Regierungsmacht – nach einer Abstimmung, die von Betrug gezeichnet war. Die Opposition wird eingeschüchtert und zum Schweigen gebracht. Das höchste Gericht des Landes zeigt sich parteiisch und segnet den »Wahlsieg« des bevorzugten Kandidaten juristisch ab. Ein reiner Freundschaftsdienst. Die Medien des Landes dämonisieren oder ignorieren und verschweigen die Stimmen der bedeutenden oppositionellen Strömungen und berichten weitgehend unkritisch, geradezu kriecherisch und mit einer befremdlichen, schwülstigen und martialischen Rhetorik über »den Großen Führer«.
Die repressive Maschinerie dieses »Führers«, seine Polizei, Gefängniswärter, Richter und sein Militär verletzen ungestraft nationales und internationales Recht. Oppositionelle werden mißhandelt, gefoltert und umgebracht. Als sich unweigerlich Protest erhebt, spielt der neue Staatsführer dessen Bedeutung herunter und ignoriert ihn. Die Proteste lassen ihn unbeeindruckt und führen nicht zu Veränderungen seiner politischen Entscheidungen. Warum auch? Er fühlt sich von Gott dazu auserwählt, das Land zu regieren und deshalb stehen seine Überzeugungen über dem Gesetz.
Wenn sich diese Schilderungen nach einem »Schurkenstaat« anhören, dann trifft das zu. Aber es geht nicht um das Land, das einigen spontan dazu in den Sinn kommt. Denn durchschnittliche US-Bürger, deren Denken von den staatstragenden Medien beinflußt ist, werden zunächst glauben, hier ginge es um Iran. Aber weit gefehlt – hier geht es um die Vereinigten Staaten von Amerika. Genaugenommen um die Situation in den USA nach den Präsidentschaftswahlen des Jahres 2000.
All das ist damals in diesem Land passiert: Wahlbetrug, dessen Absegnung durch die Gerichte, sklavische Medien, ein neuer Präsident George W. Bush, der die Proteste gegen diese Mißstände nicht zur Kenntnis nehmen will und sich »von Gott« berufen fühlt. Nichts davon ist erfunden. Ganz zu schweigen von den Folgen für das Land und die Weltgemeinschaft, die dafür zahlen mußten, daß diese Riege schizophrener Paranoiker sich für »rechtmäßig gewählt« erklärte.
Der in den USA verbreitete Nationalismus, verbrämt als »Patriotismus«, macht es den Bürgern schwer, ihr Land als Schurkenstaat anzusehen. Aber die eigene Geschichte nicht zu kennen und zu begreifen, heißt ja nicht, daß sie unwahr ist. Tatsächlich sind die USA ein Imperium der Schurken, das Schurkenstaaten rund um den Globus unterstützt und gefördert hat. Das geschah vor allem als Teil des Kalten Krieges, als es noch eine Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken gab.
Allein in ihrem »Hinterhof« Lateinamerika haben die USA in der Mehrzahl der Länder gewählte Regierungen gestürzt, die Opposition ausgelöscht und Marionettenregierungen eingesetzt oder an die Macht geputschte Militärdiktaturen militärisch, politisch und wirtschaftlich gestützt.
Und wenn wir noch weiter zurückschauen und uns vergegenwärtigen, wie die Ureinwohner der Amerikas, sogenannte indianischen Nationen wie die Comanchen, Creek, Lakota, Seminolen, Apachen und viele andere, vernichtet wurden, dann erfährt der Begriff Schurkenstaat noch eine Steigerung: Völkermordstaat.
Wenn im Zusammenhang mit der Nichtthematisierung dieser Wahrheiten davon geredet wird, die Medien seien ein »Werkzeug des Staates«, dann ist das reine Untertreibung. Diese Medien »informieren« nicht, sie mißinformieren und uniformieren ihre Konsumenten, verblenden uns und unser Denken, damit wir nichts mehr sehen, was es noch wert sein könnte, von uns angesehen und näher betrachtet zu werden. Vergessen wir das nicht, wenn sich diese Medien jetzt wieder über Wahlen in Ländern verbreiten, denen die US-Armee angeblich »Freiheit und Demokratie« gebracht hat.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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