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Kolumne 31.05.08: Der Niedergang von Imperien

31.05.08 (von maj) Nach acht Jahren Bush-Präsidentschaft sind die USA in der Welt »weder geliebt noch gefürchtet«

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 126 - 31. Mai /1. Juni 2008

Zwei Medienberichte aus jüngster Zeit waren sehr erhellend im Hinblick auf die Fragen, die sich um den Niedergang einst mächtiger Imperien ranken. Da wäre zum einen ein Artikel über die Glanzzeit des britischen Imperiums und darüber, wie Großbritannien damals versucht hat, den Widerstand gegen seine Herrschaft in Teilen von Asien zu unterdrücken. Zum anderen ein Bericht über die Reise von US-Präsident George W. Bush, der erst kürzlich den Nahen Osten besucht hat, um sich für niedrigere Ölpreise einzusetzen und für die Politik seiner Regierung zu werben.
Der erste Artikel zeigt, daß Imperien oft lange und mit allen Mitteln verzweifelt darum kämpfen, ihre Machtstellung zu behaupten. Der zweite Artikel macht deutlich, wie schnell Macht und Einfluß den Händen der Protagonisten dieser Herrschaft entgleiten können.
Ein US-Präsident ist anscheinend so etwas wie ein zeitweiliger Monarch über die ganze Welt, jedenfalls ist seine Macht so ungeheuer groß, daß ganze Länder – wie der Irak-Krieg gezeigt hat – durch seinen Befehl völlig umgestülpt werden können. Alltagsleben, Wirtschaft, Politik und Kultur der betroffenen Gesellschaften können im wahrsten Sinne des Wortes zerschmettert werden, wenn es der Laune dieses Monarchen gefällt.
Seine Macht ist aber nicht wirklich absolut, wie wir in Irak gesehen haben, weil sie von Gegnern, mit denen niemand gerechnet hat, angefochten werden kann. Die Folgen sind dramatisch: Bush hat dieser Widerstand seine Popularität gekostet, und korrespondierend damit haben die USA weltweit Prestige eingebüßt. Ein Indikator dafür war, als Bush nun die Scheichs in Saudi-Arabien bat, die Ölpreiserhöhungen auszusetzen und die Fördermengen zu erhöhen. Die saudischen Prinzen wiesen sein Begehren kühl zurück. Wobei sie es nicht persönlich meinten; es ging einfach ums Geschäft. Danach hatte der US-Präsident eigentlich einen Termin mit dem umstrittenen libanesischen Premier Fuad Siniora, aber sein Gastgeber lud ihn kurzfristig wieder aus. Siniora gab offensichtlich einem Treffen mit hochrangigen Führern der Hisbollah den Vorzug, das ihm weitaus wichtiger war.
Diese Signale sind so alltäglich nicht. Sie zeigen aber, welches Ansehen die USA heutzutage selbst bei ihren »Freunden« genießen. Der ägyptische Journalist Hisham Qassem merkte zur Reise Bushs und seinem Empfang an: »Es wurde deutlich, daß die USA weder geliebt noch gefürchtet werden.« Ein bemerkenswerter Ausspruch, der so vor acht oder mehr Jahren nicht denkbar gewesen wäre.
Als das britische Imperium nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte, seine kolonialen Besitztümer in Asien zu retten, stellte es in Malaysia unter dem Namen Special Operation Volunteer Force (SOVF) Antiguerilla-Sondereinheiten gegen die Unabhängigkeitsbewegung auf, die sich unter anderem aus abtrünnigen Mitgliedern der Malaysischen Kommunistischen Partei rekrutierten, die fortan ihre ehemaligen Genossen jagten und abschlachteten. Nach Erledigung der Drecksarbeit wurden sie mit Blutgeld entlohnt, und ihre Verbrechen wurden unter den Teppich gekehrt. Sie erhielten von den Briten neue Identitäten und konnten sich unerkannt in der malaysischen Gesellschaft tummeln.
Die USA wendeten während des Vietnamkriegs in der Operation Phönix ähnliche Tricks an. Die volle Dimension dieses schmutzigen Krieges und wie er Land und Bevölkerung Vietnams heimgesucht hat, ist bis heute nicht völlig aufgeklärt. Hinlänglich bekannt ist aber der Ausgang des Vietnamkrieges.
Diese nur kurz angerissenen Beispiele zeigen, daß Imperien zwar zu unglaublicher Gewalt fähig sind, daß aber der Zeitpunkt kommt, an dem sie trotzdem ihren Einfluß verlieren. Kein Imperium der Menschheitsgeschichte hat ewig bestanden. Und wir werden nun Zeugen, wie Glanz und Macht eines weiteren langsam aber sicher verblaßt.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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