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Kolumne 9.02.08: Das Bauernopfer

10.02.08 (von maj) Die Clintons kämpfen gegen Senator Obama aus Illinois auf niedrigstem Niveau, aber hochwirksam

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 34 - 9./10. Februar 2008

Nach dem »Super Tuesday« der Vorwahlen in den USA berichteten die Medien von einem Patt zwischen den demokratischen Kandidaten Hillary Clinton und Barack Obama, dem Senator aus Illinois. Bei den Vorwahlen in South Carolina Ende Januar hatte Obama seinen Konkurrenten noch eine bittere Schlappe beigebracht. Aber wie es aussieht, war das für ihn ein Pyrrhussieg.
Der Grund dafür ist eine Reihe von Attacken, mit denen Hillary Clinton und ihr Ehemann und emsigster Wahlhelfer, der ehemalige US-Präsident William J. Clinton, den parteiinternen Gegner zum Stolpern bringen wollen. Vor allem versuchen sie mit allen Mitteln, einen Aspekt in seine Kampagne zu bringen, den er von Anfang an geflissentlich heraushalten wollte: seine Hautfarbe. Senatorin Clinton hatte den US-Bundesstaat South Carolina für sich aufgegeben und darauf abgezielt, Obama dort nicht als besten Kandidaten der Demokratischen Partei erscheinen zu lassen, sondern als den »schwarzen Kandidaten«, der nur wegen seiner Hautfarbe punktet. Wie beim Schachspiel hat Clinton in South Carolina ein Bauernopfer gebracht, um damit das Spiel für sich zu entscheiden.
Der überall bekannte Bill Clinton ist ein meisterhafter Politiker, der sein Handwerk versteht. Er hat bei seinen eigenen Präsidentschaftswahlkämpfen und im Rahmen seiner beiden Amtszeiten von 1993 bis 2001 mehrfach seine Gegner schachmatt gesetzt, obwohl jedesmal alles gegen ihn sprach. Wenn er nun zusammen mit seiner Frau dafür gesorgt hat, daß Obamas Bild seit den Vorwahlen in South Carolina in der Öffentlichkeit im wörtlichen Sinne eine andere Färbung erhalten hat, dann in der Absicht, daß dem 46jährigen dadurch woanders Türen zugeschlagen werden. Deshalb hat der Expräsident zu Obamas Kandidatur auch bemerkt, sie sei »fast wie ein Märchen«. Und das war auch der Grund, warum der Clinton-Anhänger und frühere Generalstaatsanwalt von New York, Andrew Cuomo, geringschätzig über Obama sprach und sein öffentliches Auftreten mit Codewörtern belegte, mit denen traditionell Schwarze aus dem Ghetto abgewertet werden.
Es wird sich noch zeigen, wie erfolgreich die Clinton-Strategen mit diesen taktischen Schachzügen waren. Daß sie aber ausgerechnet im Wahlkampfbüro eines Expräsidenten ersonnen wurden, den man wegen seiner positiven Einstellung zur afroamerikanischen Bevölkerung scherzhaft den »ersten schwarzen Präsidenten der USA« genannt hat, ist ein Hinweis darauf, wie tief die politische Kultur in diesem Land gesunken ist.
Von Mao Tse Tung, dem Mitbegründer der Kommunistischen Partei Chinas, stammt der Ausspruch »Politik ist Krieg ohne Blutvergießen«. Auf die heutigen Verhältnisse in den USA übertragen heißt das, daß Politik ein schmutziges Geschäft ist. Sie kehrt bei ihren Protagonisten das Schlechteste nach außen, läßt sie aus nacktem Ehrgeiz handeln und lustvoll danach streben, »das Spiel zu gewinnen«. Obamas Gegner in der Demokratischen Partei haben bei den Vorwahlen in South Carolina nicht nur zur Rhetorik des Krieges gegriffen, sondern auch zu einer entsprechenden Taktik. Ganz nach dem Motto: »In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt«. Politik ist Krieg in dem Sinne, daß es um den Kampf um Ressourcen, um Einfluß und vor allem um Macht geht.
Es kann durchaus sein, daß die Clintons dank ihrer Winkelzüge das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur für die Demokratische Partei gewinnen. Für sie ist der Kampf »erst vorüber, wenn er beendet ist«. Obamas kurzzeitiger Sieg bei den Vorwahlen in South Carolina wird dann nur noch eine schnell verblassende Erinnerung sein – der Stoff, aus dem politische Legenden gemacht sind. Am Ende zählt nur, wer den Sieg davonträgt.
Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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