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Mumia im »Tatort« auf ARD und ORF1

27.10.03 (von ivk) Am Sonntag, 26. Oktober 2003, tauchte Mumia Abu-Jamal zur besten Sendezeit in einem Tatort auf. Kaum zu glauben, aber wahr!

Von der Berliner Tatort-Folge »Dschungelbrüder«, die am vergangenen Sonntag in der ARD um 20:15 Uhr und in Österreich von ORF1 zeitversetzt um 21:55 Uhr ausgestrahlt wurde, hätte man das übliche »product placement« erwarten können: US-Limonaden, Schokoriegel oder große Autormarken. Diesmal war es anders. Zur besten Sendezeit in der ARD (etwa 20:50 Uhr) und im ORF1 (etwa 22:30 Uhr) wurde die Forderung »Stoppt die Hinrichtung!« mit dem bekannten Konterfei des zum Tode verurteilten US-Bürgerrechtlers Mumia Abu-Jamal gekonnt ins Bild gesetzt.

Die Filmgeschichte spielte unter illegalen Einwanderern aus Afrika. Einer von ihnen, Koffi Amokachi aus Nigeria, wird ermordet. Der Plot der Filmhandlung hat seine spezielle Komik, da der Mörder zur Mafia der Berliner Baulöwen gehört. Er wollte nicht, daß Koffi, der »Nichtsnutz« mit den Rastalocken, weiter seine Tochter »belästigt«. Erstaunlich nur: dieser Baulöwe ist schwarz und gebürtiger Kameruner, der sich »seit 1968« vom Gerüstbauer zum Konzernchef hochgearbeitet hat. Natürlich fährt er den englischen Wagen mit der Raubkatze auf dem Kühler, natürlich wird er zu seinem Fünfzigsten in den exklusiven Golfclub aufgenommen. Natürlich geht er über Leichen. Der Film spart nicht mit Anspielungen auf die Korruptheit dieser Mafia und ihrer Verfilzung mit der Politik. Doch wichtiger ist hier die in die Dialoge eingearbeitete Kritik an der Situation der Flüchtlinge: Ihre Rechtlosigkeit, der Stillstand ihres Lebens, ihre Entpersönlichung. Die Verrücktheit der deutschen - und nicht minder der österreichischen - »Ausländerpolitik«, werden auf die Pieke genommen. Egal wie mies die beiden Kommissare, gespielt von Dominic Raacke und Boris Aljinovic, das alles finden, sie müssen ermitteln, zum Beispiel in der Uni. Exakt in dieser von ihrem Hadern mit dem Staat und der eigenen Handlangerrolle aufgestachelten Filmatmosphäre wird ein bekanntes leuchtend blaues Mumia-Plakat sage und schreibe viermal gut sichtbar in Szene gesetzt. Zunächst, als ein Gesuchter sich gerade aus dem Asta-Ausländerreferat entfernt, hängt es rechts neben dem Fahrstuhl und wird von der aufziehenden Optik fast formatfüllend gezeigt .Dann sind die beiden Kommissare auf ihrem Weg zum Asta-Referatsbüro, wo es auf einer anderen Etage ebenfalls neben der Fahrstuhl hängt, diesmal links. Dann hängt das dritte groß neben der Tür zum Asta-Ausländerreferat und bleibt sekundenlang stehen, weil die Kommissare vor dem Betreten des Büros zögern. Und Nummer vier hängt selbstverständlich im Büro der engagierten Ausländerreferentin, gespielt von der sympathischen Deutsch-Italienerin Daniela Fiori.

Daß dieses Plakat gerade in einem Berliner Tatort eine so erfreuliche Nebenrolle spielt, ist sicher kein Zufall. Das »Berliner Aktionsbündnis« und weitere Kampagnengruppen haben unermüdlich Unterschriften unter seinen Aufruf »20.000 Stimmen für Mumia« gesammelt. Viele Kulturschaffende aus Film, Musik, Literatur und Medien haben ihn unterzeichnet. Im Februar 2003 war diese Aktion der Kampagne gegen die Todesstrafe und für Mumia Abu-Jamals Freiheit zusammen mit amnesty international und Delegierten von Kampagne und Künstlern in Berlin der Presse vorgestellt worden, mit mäßigem Medienecho. Tatort-Regisseur Lars Becker und sein Team haben nun auf ihre Art für Echo gesorgt.

Was kostet eine Minute TV-Werbung zu dieser Sendezeit? ARD und ORF1 sollten sich darüber selbst eine Spendenbescheinigung ausstellen. Die Kampagne gegen die Todesstrafe dankt.

 
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