Kolumne 1.148 vom 2.06.2025: Was man wählt, bekommt man geliefert
02.06.25 (von maj) Wir werden Zeugen, wie in den USA jeden Tag Geschichte geschrieben wird, allerdings keine gute
Von Mumia Abu-Jamal
Ich bin mir sicher, wenn die Leute in den USA einen zweiten Gedanken auf ihr Handeln verschwendeten, dann würden sie die Schwere und das Ausmaß ihrer Massenverdummung erkennen. Ich sage das nur ungern, aber manchmal ist es einfach so, wie es ist: Wenn man einen Dummkopf wählt, darf man sich nicht wundern, dass man auch Dummheit geliefert bekommt. Dieser Elefant poltert wirklich durch den Porzellanladen. Und das ist sowohl wunderbar als auch erschreckend zugleich, denn wir müssen erkennen, dass es ein Beispiel für massenmedial manipulierte Wahnvorstellungen ist, wenn das vielleicht mächtigste Imperium der Weltgeschichte glaubt, vom Rest der Welt betrogen worden zu sein und nicht umgekehrt.
Das ist beängstigend, denn der Schmerz und das Leid, die daraus resultieren werden, sind wahrscheinlich nahezu unermesslich. Und es sind Billionen von US-Dollars im Spiel. Das ist so, als würde man Billionen von US-Dollars verbrennen, einfach zu Asche machen. Genau das passiert, und deshalb sind die Geschäftsleute, die Unternehmen, völlig in Aufruhr darüber. Sie versuchen, zu einem Holzkopf durchzudringen, der sie nicht hören kann, weil sein Ego so laut schreit und ihre warnenden Rufe übertönt.
Das ist erschreckend, denn wir werden Zeugen, wie jeden Tag Geschichte geschrieben wird, allerdings keine gute. Und das ist auch der Grund, warum es gleichzeitig so wunderbar ist. Lenin soll angeblich einmal gesagt haben: »Es gibt Jahrzehnte, in denen nichts geschieht, und es gibt Wochen, in denen Jahrzehnte geschehen.« Wir befinden uns mitten in einem gesellschaftlichen Wandel, dessen Ende wir aufgrund von Dummheit, politischem Ego und einer tiefgreifenden Sorglosigkeit nicht absehen können. Zum Beispiel sollen Anfang Mai fünf Billionen US-Dollar vom US-Aktienmarkt verschwunden sein. Einfach verschwunden! Und wenn ich mir die Nachrichten ansehe und von den Anleihemärkten höre, dann werde ich darüber informiert, dass zum ersten Mal seit Jahrzehnten die Ankäufe auf diesen Anleihemärkten – ich spreche von Schatzbriefen, den so genannten T-Bills, die über zehn, dreißig oder fünfzig Jahre Rendite abwerfen können – zurückgegangen sind.
Das ist bemerkenswert, denn wenn die Wirtschaft im Chaos versinkt, und das passiert im Moment, dann investieren die Leute als letztes in T-Bills, die normalerweise als sichere, vom Staat gestützte Wertpapiere gelten. Aber als deren Zahl zu sinken begann, schauten die Leute auf die Regierung und sagten: »Ich kann diesen Leuten nicht mehr trauen. Ich investiere auf keinen Fall in Schatzbriefe.« Das deutet darauf hin, dass es sich um langfristige Investoren oder sogar um internationale Investoren handelte, die ihr Geld woanders hin verlagert haben oder einfach nicht mehr kaufen wollten.
Das war das Warnsignal, das US-Präsident Donald Trump im April zu der neunzigtägigen Pause für die Erhöhung der Zölle bewogen hat. Was er da von einigen Leuten an der Spitze der Bande des Finanzkapitals zu hören bekam, das hat ihn umgestimmt, aber ich denke, es ist längst zu spät. In vielerlei Hinsicht ist der Schaden bereits angerichtet, denn die Zölle sind nicht die einzige Sache, sondern ein Teil dessen, was politisch und wirtschaftlich, in Bezug auf Einwanderer, auf das Programm von »Diversität, Chancengleichheit und Inklusion« (DEI - Diversity, Equity and Inclusion), viele andere irrsinnige Trump-Dekrete und all diese Dinge passiert. All das ist ein hirnloser Blödsinn, aber es ist ein gefährlicher Blödsinn, der seine Auswirkungen hat. Mittlerweile schauen viele Menschen auf eine Art und Weise auf die Vereinigten Staaten von Amerika, wie sie es zu unseren Lebzeiten noch nie getan haben. Vielleicht war es in der Zeit des Vietnamkriegs ähnlich, aber was wir heute erleben, ist eine andere Art von innerem Wahnsinn, der sich im Herzen des Imperiums austobt.
■ Übersetzung: Jürgen Heiser
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