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Kolumne 1.105 vom 11. September 2023: Misshandlung alter Menschen in Haft beenden

11.09.23 (von maj) Eine US-Berufsvereinigung für Fachleute des öffentlichen Gesundheitswesens sieht das Zeitalter der Abschaffung der Gefängnisse gekommen und fordert als ersten Schritt die Freilassung älterer Gefangener

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 211 vom 11. September 2023: Bitte HIER klicken!

Misshandlung alter Menschen in Haft beenden
Es ist noch nicht lange her, dass eine US-amerikanische Gesundheitsinstitution auf dem Höhepunkt der verheerenden Covid-19-Krise eine Reihe von Projekten und Programmen ankündigte, die darauf abzielen, menschliches Leid zu lindern und sich für die Abschaffung des Systems der Masseninhaftierung einzusetzen. Die »American Public Health Association«, kurz APHA (eine US-Berufsvereinigung für Fachleute des öffentlichen Gesundheitswesens mit Sitz in Washington D. C., jW), ist angesichts der erschütternden Zahl von Todesfällen im Strafvollzug zu der Überzeugung gelangt, dass das Zeitalter der Abschaffung der Gefängnisse gekommen ist. Konsequenterweise fordert die APHA deshalb die Freilassung aller eingekerkerten älteren Menschen.

Eine der Widrigkeiten der Masseninhaftierung in den USA ist die explosionsartige Zunahme des Anteils älterer Menschen an der Gefängnispopulation. Männer in ihren Siebzigern und Achtzigern sind hier auf Rollstühle angewiesen, humpeln hinter ihren Rollatoren her oder staksen auf Krücken über die Gänge. Sie alle leiden an einer ganzen Reihe von gesundheitlichen Problemen, an Diabetes, der weitverbreitet ist, über chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) und Herzinfarkte bis hin zu Krebs.

Neu ist die von der APHA entwickelte These von der »Altenmisshandlung« durch den Staat in den Gefängnissen. Und zwar in all den in der Haft vorherrschenden Formen, denn die Alten leiden sowohl unter der Einzelhaft als auch unter schmerzenden Gelenken und sonstigen im Alter natürlicherweise auftretenden Gebrechen. Deshalb drängt die »American Public Health Association« darauf, ältere Gefangene durch die Entlassung aus der Haft von dieser »Altenmisshandlung« zu befreien. Ihre Forderung hat die APHA an alle für Staats-, Bundes- und Bezirksgefängnisse und lokale Haftanstalten zuständige Behörden herangetragen.
Pbersetzung: Jürgen Heiser

Am vergangenen Freitag berichtete Noelle Hanrahan, Produzentin von Prison Radio, in ihrem jüngsten Newsletter von ihrem letzten Besuch bei Mumia Abu-Jamal. Sie schrieb, nach ihrer herzlichen Umarmung zur Begrüßung habe sie auf ihre Frage »Wie geht es dir?« von Abu-Jamal die »aufschlussreiche Antwort« erhalten: »Soweit gut bis mittelmäßig.« Dieses »mittelmäßig« habe sie in den 31 Jahren ihrer Besuche bei Mumia nur ein paarmal von ihm zu hören bekommen, »aber jedesmal war sein Gesundheitszustand prekär, oder er wurde prekär«. Beim letzten Besuch habe er zu ihrer Beruhigung gesagt, so Hanrahan, er passe auf sich auf, werde sich krankmelden und den Knastarzt aufsuchen.

Der Zustand älterer Gefangener, wie in Abu-Jamals Kolumne beschrieben, erfordere, »dass wir aufmerksam bleiben, zuhören, sie besuchen«, betonte Hanrahan. »Wir arbeiten daran, die unmenschlichen Verpflegungs- und Haftbedingungen an die Öffentlichkeit zu bringen, und wir verstärken unsere Arbeit zur Befreiung von Mumia Abu-Jamal und zur Verwirklichung der Abschaffung der Gefängnisse.«

Sie besuche Mumia (69) auch als seine Haftanwältin, erklärte die Juristin, weil ihm nach der doppelten Bypassoperation vom März 2021 immer noch kein Zugang zu entsprechenden Rehamaßnahmen gewährt werde. Gesunde Ernährung und ausreichende körperliche Bewegung seien der »Schlüssel für ein gesundes Herz«, beides werde ihm jedoch von der Anstaltsleitung des Staatsgefängnisses Mahanoy und der Gefängnisbehörde von Pennsylvania nicht ermöglicht. Die von der Klinik verschriebene Herzdiät werde ihm auch nach mehreren Beschwerden immer noch vorenthalten. Die Behörde behaupte einfach, »dass der Speiseplan dem Ernährungsstandard für kardiologische Rehamaßnahmen« entspreche.

Bewegung sei Abu-Jamal in seiner sieben Quadratmeter großen Zelle kaum und beim oft wegen des Wetters oder Personalmangels verkürzten Hofgang nicht im notwendigen Maße möglich. Woran liege es, wenn den Gefangenen in Pennsylvania solche Grundbedingungen für ein Überleben im Knast nicht geboten würden, fragte Hanrahan. »Weil die meisten der 40.000 Gefangenen arm sind und eine dunkle Hautfarbe haben?« (jh)

 
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