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Kolumne 1.095 vom 13. März 2023: Für Radikale und Revolutionäre

13.03.23 (von maj) Auszüge aus dem von Mumia Abu-Jamal verfassten Nachwort des Buches »In Pursuit of Revolutionary Love: Precarity, Power, Communities« von Joy James

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 61 vom 13. März 2023: Bitte HIER klicken!

Für Radikale und Revolutionäre
Joy James’ jüngstes Werk »In Pursuit of Revolutionary Love: Precarity, Power, Communities« ist eine brillante Analyse des Lebens in den USA im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts. Ich fand diesen Text nicht nur geistreich, sondern herzzerreißend und ernüchternd. Die Autorin hinterfragt und kritisiert den Berufsstand, dem sie selbst angehört – ja, sogar sich selbst – sowie die Ideen, die in ihrem akademischen Milieu kursieren, wie den Feminismus der von ihr »imperiale Feministinnen« genannten Verfechterinnen des Krieges (der Kriege).
Bahnbrechend ist ihr Konzept des »Captive Maternal«, das aus ihren Gesprächen und Begegnungen mit schwarzen Müttern entstanden ist, die ihre Kinder durch ungesühnte staatliche/polizeiliche Gewalt verloren haben. Diese Frauen trotzen den Einschüchterungen durch Staat und Polizei, die ihnen finanzielle Abfindungen für ihre getöteten Kinder anbieten, und fordern statt dessen: »Gebt mir mein Kind zurück!« Laut James ist »Captive Maternal« keine juristische Kategorie, sondern eine soziale Funktion, eine Quelle der Liebe und Fürsorge für die Unterdrückten, Geknechteten und Besitzlosen.
Das eindrucksvollste Beispiel dafür ist für mich die Freiheitskämpferin Harriet Tubman, die den Sklaven im Süden als »Gen’ral Moses« bekannt war. Tubman hatte zwar keine leiblichen Kinder, aber mit ihrer Liebe und Fürsorge befreite sie nicht nur ihre Mutter, ihren Vater und die meisten ihrer Geschwister, sondern sie führte auch Hunderte von anderen Sklaven aus den südlichen Sklavenhalterstaaten in die Freiheit.
»Captive Maternals« sind laut James zutiefst beseelt von dem, was sie als »revolutionäre Liebe« bezeichnet. Diese »revolutionäre Liebe ist schwer zu definieren«, sagt James, aber ihr wesentliches Element sei, dass sie »Grundbedürfnisse« anderer unterdrückter Personen »mit allen notwendigen Mitteln« (Malcolm X) sicherstellt. Indem sie die revolutionäre Liebe lebten und praktizierten, öffneten sie das »Tor zu lebenslanger Bildung«. Womit James sich nicht auf Lehrer aus ihrer (oder jeder beliebigen) Hochschulbildung bezieht, sondern auf Menschen, die sich in tiefgreifenden Freiheitskämpfen engagieren: Mütter, deren Kinder der Staat ermorden ließ, politische Gefangene des Imperiums und alle, die Widerstand leisten gegen weiße Vorherrschaft und rassistischen Kapitalismus.
In James’ Erörterungen spiegeln sich die gewaltigen Aufgaben, vor denen Schwarze stehen, wie sie im Diskurs des »Afropessimismus« beschrieben werden. Aber James ist nicht hoffnungslos. Sie hofft auf eine Eindeutigkeit, die schwarze Kinder für das Leben wappnet und sensibilisiert, das sie in diesem schwarzenfeindlichen kolonialen Siedlerstaat (USA) erwartet. Diese Kraft und diesen politischen Willen sieht James in der Black Panther Party, die Tausende Jugendliche lehrte, in altruistischen Kommunen zusammenzuleben und zu arbeiten. Junge Männer und Frauen gaben ein Beispiel, indem sie Schulkinder täglich mit Essen versorgten.
James schreibt und spricht mit einer herrlich erfrischenden Vitalität. Ihre Studie über »revolutionäre Liebe« ist ein wertvoller Beitrag für Radikale und Revolutionäre, die nach einem Weg suchen, die Unterdrückung durch die weiße Vorherrschaft des Angststaates Amerika zu überleben. Auf das derzeitige politische System ist kein Verlass. Es sei »offen gesagt nicht in der Lage, mehr zu tun, als schwarze Gesichter in hohe Positionen zu bringen, wobei das Ziel die Illusion ist, sie würden das Volk vertreten«. James macht überdeutlich, dass die beiden großen politischen Parteien der USA imperialistisch und rassistisch sind und nur dazu dienen, die von den Konzernen ausgeübte Kontrolle über die Gesellschaft zu fördern und ihnen auf ewig zu dienen.
Übersetzung: Jürgen Heiser

Wir danken dem Verlag Divided Publishing für die freundliche Genehmigung, das von Mumia Abu-Jamal verfasste Nachwort des Buches von Joy James in Auszügen übersetzt zu veröffentlichen.(jh)

 
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