Freedom Now Online Bulletin HomeFreedom Now! - Bulletin[News]TermineInfoProfil
 

Kolumne 1.086 vom 4.10.2022: Mit den »Verdammten dieser Erde«

04.10.22 (von maj) Frantz Fanon erkannte und beschrieb die soziopathologische Verfasstheit des abscheulichen kolonialen Herrschaftssystems. Seine Kritik am Kolonialverhältnis prägte später die Black Panther Party.

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 230 vom 4. Oktober 2022: Bitte HIER klicken!

Mit den »Verdammten dieser Erde«
Frantz Fanon wurde am 20. Juli 1925 in der zu den Westindischen Inseln gehörenden ehemaligen französischen Kolonie Martinique geboren. Als er 36 Jahre später starb, hatten seine Worte bereits Freiheitsbewegungen auf der ganzen Welt inspiriert. Seine politischen Überzeugungen, die er in seinem posthum veröffentlichten Buch »Die Verdammten dieser Erde« – im Original auf französisch »Les Damnés de la Terre« – niederschrieb, wurden zu einem Klassiker, der eine Millionenauflage erreichte.

Als Doktor der Psychiatrie erkannte und beschrieb Fanon die soziopathologische Verfasstheit des abscheulichen kolonialen Herrschaftssystems. Er arbeitete eng mit der im März 1954 von Ahmed Ben Bella in Kairo gegründeten algerischen Nationalen Befreiungsfront FLN (französisch: Front de Libération Nationale) zusammen. Die FLN kämpfte als antikoloniale Kraft gegen den französischen Imperialismus, der das Land mit seiner Kolonialpolitik unterdrückte. In diesem Befreiungsprozess wurde Fanon zur Stimme des nationalen algerischen Widerstands und schrieb Beiträge für das seit 1956 erscheinende FLN-Journal El Moudjahid. Seine Artikel waren scharfe, beißende Kritiken an der kolonialistischen Unterdrückung Algeriens durch Frankreich und an den vergleichbaren Kolonialsystemen in Schwarzafrika.

Als Huey P. Newton und Bobby Seale 1966 begannen, die Black Panther Party zu organisieren, war es Seale, der Newton ein Exemplar der englischen Übersetzung von Fanons Werk »Die Verdammten dieser Erde« überreichte. Es ist überliefert, dass Newton derart von dem Buch gefesselt war, dass er es sechsmal las. Die von Fanon entwickelte Kritik am Kolonialverhältnis gab den Anstoß zu jenen Ideen, die später die Führung und die Mitglieder der Black Panther Party prägen sollten. Sein allgemeiner Gedanke war, dass die Kolonisierten mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen ihre Unterdrücker kämpfen müssten. Fanons Worte gaben der algerischen Revolution, die nach sieben Jahren Befreiungskrieg triumphierte, Gewicht und Kraft. Auch mehr als ein halbes Jahrhundert nach Fanons Tod sind seine Schriften heute noch lebendig. Sein Herz war mit denen, die er »Die Verdammten dieser Erde« nannte – mit allen Besitzlosen dieser Welt. Der Revolutionär starb im Dezember 1961 an Leukämie. Es war derselbe Monat, in dem sein Hauptwerk »Die Verdammten dieser Erde« veröffentlicht wurde, das von Accra in Ghana bis nach Oakland in Kalifornien als das »Handbuch der schwarzen Revolution« galt.
Übersetzung: Jürgen Heiser

Es ist mehr als zehn Jahre her, dass die New Yorker »Free Mumia Abu-Jamal Coalition« und die Gruppe »International Concerned Family and Friends of Mumia Abu-Jamal« im Februar 2012 mitteilten, dass der Bürgerrechtler Mumia Abu-Jamal in »Anerkennung als antikoloniale Persönlichkeit des Jahres« mit dem »Frantz-Fanon-Preis 2012« ausgezeichnet worden war. Am 26. Februar 2012 nahm sein Bruder Keith Cook den Preis für ihn bei einer feierlichen Zeremonie in Paris aus den Händen von Mireille Fanon-Mendès-France, der Tochter Fanons und Gründerin der Stiftung, entgegen. Zur Erinnerung an Leben und Kampf des großen Schriftstellers, Philosophen und Revolutionärs verleiht die Frantz-Fanon-Stiftung den Preis jährlich an Menschen, die sich in seinem Sinne für Menschenrechte und gegen koloniale Unterdrückung einsetzen. Abu-Jamals siebenminütige Dankesrede, die aus diesem Anlass aufgenommen und während der Preisverleihung abgespielt wurde, wurde in der jW-Wochenendausgabe vom 3./4. März 2012 veröffentlicht. (jh)

 
Freedom Now! [Logo]
Nächste Termine
Keine Termine bekannt.

 Alle Termine   Neuer Termin
Login
Email:
Passwort:  
Copyleft 2002 by freedom-now.de | some rights reserved | Website copyleft mumia.de | Impressum / Imprint