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Indigene Gemeinde trauert

09.09.22 (von ivk-jw) Bei tödlichen Messerangriffen starben zehn Menschen in Kanada. Beide mutmaßlichen Täter sind tot

Link zum Artikel in junge Welt Nr. 210 vom 9. September 2022: Bitte HIER klicken!

Indigene Gemeinde trauert
In einer indigenen Gemeinde der kanadischen Provinz Saskatchewan herrschen Angst und Trauer nach tödlichen Messerangriffen, bei denen am vergangenen Sonntag zehn Menschen starben und 18 verletzt wurden. Neun der zehn Mordopfer sind Angehörige der James Smith Cree Nation, einer nördlich der Provinzhauptstadt Regina gelegenen First-Nation-Gemeinde. Das jüngste Opfer war 23 Jahre alt.

Die wegen Mordverdachts gesuchten Brüder sind tot. Am Mittwoch (Ortszeit) teilte die Polizei mit, dass auch der zweite der beiden Männer wenige Stunden nach seiner Festnahme wegen eines »medizinischen Notfalls« gestorben war. Die Leiche seines Bruders war bereits am Montag gefunden worden. Aussagen von Gemeindemitgliedern deuten darauf hin, dass die beiden mutmaßlichen Angreifer, der 31jährige Damien und der 30jährige Myles Sanderson, der First Nation angehören. Kanadas Premierminister Justin Trudeau hatte am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Vancouver den Einwohnern Saskatchewans die Unterstützung seiner Regierung zugesichert.

»Ich habe gestern viele Angehörige verloren, überall lagen Leichen. Es war ein Schlachtfeld«, beschrieb Michael Brett Burns auf Facebook den Horror, bei dem seine ehemalige Lebensgefährtin, die zweifache Mutter Lana Head, getötet wurde.

In der unter indigener Verwaltung stehenden James Smith Cree Nation leben insgesamt 3.412 Menschen, von denen 1.892 indigene Einwohner im Reservat leben, so das indigene Nachrichtenportal Indian Country Today. Insgesamt lebe dort »eine unglaublich junge Bevölkerung«, die laut der letzten Erhebungen des kanadischen Statistikamtes von 2016 »zu einem Drittel unter 15 Jahre alt« sei, so das Portal.

Behörden und Medien vermeiden Mutmaßungen über das Motiv für die tödlichen Angriffe. Nach den in den vergangenen Jahren gewachsenen Spannungen wegen der Entdeckung von Massengräbern anonym verscharrter Kinder aus den maßgeblich von der katholischen Kirche verwalteten indigenen Zwangsinternaten sind Regierung und Sicherheitsbehörden alarmiert. Immerhin handelt es sich um einen der schlimmsten Vorfälle offener Massengewalt in der jüngeren Geschichte Kanadas, der insbesondere in den indigenen Gemeinden eine Welle der Trauer, aber auch Empörung ausgelöst hat, weil die indigene Bevölkerung wieder einmal viele Opfer zu beklagen hat.

Die Gewalt sei das Ergebnis von Drogenmissbrauch, betonte Bobby Cameron, Vorsitzender der »Föderation der unabhängigen indigenen Nationen Saskatchewans« (FSIN), die 74 First Nations in der Provinz vertritt, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Diese Art von Zerstörung sei Folge »schädlicher, illegaler Drogen, die in unsere Gemeinschaften eindringen«, erklärte Cameron und forderte erneut »alle Behörden auf, die Anweisungen der Räte der First Nations zu befolgen«. So würden die Gemeinschaften sicherer und gesünder.

»Diese Tragödie, die sich hier in unserem Land ereignet hat, ist auf Drogen und Alkohol zurückzuführen«, sagte auch Ivor Wayne Burns, dessen Schwester Gloria als Ersthelferin am Tatort erstochen wurde. »Das Drogenproblem, das wir hier haben«, sei »außer Kontrolle geraten«.

Kanadische Medien berichteten, ­Myles Sanderson habe in den vergangenen zwei Jahrzehnten unter Drogeneinfluss schwere Straftaten begangen, beispielsweise im Bereich der sogenannten häuslichen Gewalt. Seit Mai sei wegen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen nach ihm gefahndet worden, meldete der Fernsehsender CBC News. Die Agentur The Canadian Press berichtete unter Berufung auf die Bewährungskommission, Sandersons Kindheit sei »von Gewalt geprägt« gewesen, die zu einem »Kreislauf aus Drogenmissbrauch, negativem Einfluss durch Gleichaltrige und gewalttätigem Verhalten« geführt habe.

Obwohl Drogen oder Alkohol von der Polizei noch nicht offiziell als Faktoren benannt wurden, erklärte Burns, der vor Ort war, die für die Morde verantwortlichen Männer seien zur Tatzeit »high« gewesen. Auf einer Gemeindeversammlung am Montag sei diskutiert worden, dass die beiden mutmaßlichen Täter »möglicherweise seit ihrer Kindheit traumatisiert waren durch seelische Wunden, die der Kolonialismus und das System der Internatsschulen den indigenen Völkern zugefügt haben«.
Jürgen Heiser

 
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