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Kolumne 1.076 vom 16.05.2022: Die Not Palästinas

16.05.22 (von maj) Bevor in der imperialistischen und pro-zionistischen BRD vor dem 15. Mai 2022, dem TAG DER NAKBA, Demonstrationen für die legitimen Rechte des palästinensischen Volkes verboten wurden, hatte Mumia Abu-Jamal einen Beitrag für eine Konferenz "für das palästiensische Rückkehrrecht" geschrieben, die vom 6. bis 8. Mai in New York City stattfand

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 113 vom 16. Mai 2022: Bitte HIER klicken!

Die Not Palästinas
Wenn wir auf dem »People’s Forum« in New York City gemeinsam über die Notlage Palästinas nachdenken und diskutieren, sollten wir nicht vergessen, dass der beliebte Erzbischof Desmond Tutu, der erst kürzlich verstorben ist, auch für seine scharfe Kritik an der Unterdrückung der Palästinenser geehrt wird. Er hat ihre Lage mit der von Generationen Leidender in seiner Heimat Südafrika unter dem bitteren System der Apartheid verglichen. Es ist deshalb angebracht, an dieser Stelle an Erzbischof Tutus Wirken zu erinnern und in diesem Zusammenhang auf die jüngsten Beobachtungen des frankophonen afrikanischen Wissenschaftlers Achille Mbembe hinzuweisen. Der Autor untersucht in seinem Buch »Politiques de l’inimitié« (dt. 2017: »Politik der Feindschaft«, engl. Edition 2019: »Necropolitics«) das Phänomen der Feindschaft, das sich im Zeitalter der Globalisierung ständig neu herausbildet. Mbembe geht von den psychiatrischen und politischen Einsichten Frantz Fanons aus und zeigt auf, wie als Folge der Konflikte um die Entkolonialisierung im 20. Jahrhunderts Krieg in Gestalt von Eroberung und Besatzung kennzeichnend geworden ist für unsere Zeit.

In seinem Werk zeigt der Autor auch in bezug auf Palästina einige bemerkenswerte Aspekte auf. Mbembe beschreibt, wie überall »der Bau von Betonmauern, Drahtzäunen und anderen Sicherheitsbarrieren« in vollem Gange sei. Neben den Mauern entstünden weitere Sicherheitsstrukturen wie »Kontrollpunkte, Einfriedungen, Wachtürme, Gräben und alle Arten von Abgrenzungen«. Die hätten in vielen Fällen keine andere Funktion, »als die Einschließung ganzer Gemeinden zu verstärken«, ohne dass es den Erbauern der Mauern und Zäune jemals gelinge, diejenigen tatsächlich fernzuhalten, die als vermeintliche Bedrohung angesehen werden. Dies sei auch der Fall bei all den palästinensischen Ortschaften, die buchstäblich umzingelt seien und von israelischen Siedlungsgebieten aus kontrolliert würden.

Professor Mbembe vergleicht dieses System der Unterdrückung mit dem Apartheidsystem Südafrikas und findet dabei etwas recht Überraschendes heraus. Die Praktiken in Palästina erinnern ihn »an das geschmähte Modell der Apartheid« mit seinen Bantu-Homelands als riesiges Reservoir billiger Arbeitskräfte, seinen »Zonen nur für Weiße« mit entsprechend unterschiedlichen Rechtsprechungen und seiner willkürlichen Gewalt. Die »Metapher der Apartheid« werde jedoch dem spezifischen Charakter des israelischen Projekts der ethnischen Aussonderung nicht ganz gerecht, erklärt Mbembe. Dieses Projekt sei komplexer, durchdringender und psychologisch wie historisch tiefgehender als das calvinistische Projekt, das in den 1940er bis 1980er Jahren in Südafrika herausgebildet wurde.

Am Ende ist festzustellen, dass die Unterdrückten selbst am besten wissen, wie die Unterdrückung funktioniert. Ganz gleich, wo sie stattfindet – in Südafrika oder Palästina.
Übersetzung: Jürgen Heiser
Mumia Abu-Jamals Kolumne war sein Beitrag für die 14. Jahreskonferenz des Bündnisses »Al-Awda: Das palästinensische Recht zur Rückkehr«, die im Rahmen der Veranstaltungen des »People’s Forum« vom 6. bis 8. Mai in New York City stattfand. Laut Vorankündigung diente das Wochenende »der strategischen Zusammenarbeit zur Förderung der palästinensischen Befreiung und Rückkehr in die besetzten Gebiete – mit Filmvorführungen, Volkstanz, Musik, Organisatoren, Aktivisten und Rednern aus Palästina und der ganzen Welt – kombiniert an einem Wochenende intensiver Workshops, die darauf ausgerichtet sind, fortschrittliche Strategien zur Förderung der palästinensischen Befreiungsbewegung zu entwickeln«. Orientierung war der 15. Mai, der Tag der Nakba, an dem der »Katastrophe von Flucht und Vertreibung von etwa 700.000 Palästinensern durch zionistische Milizen bei der Staatsgründung Israels 1948« gedacht wird. (jh)
Info: https://al-awda.org/

 
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