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Kolumne 1.065 vom 6.12.2021: Gerechtigkeit für Arbery

06.12.21 (von maj) Wenn drei bewaffnete weiße Rassisten sich gegen einen unbewaffneten schwarzen Jogger gewaltsam »selbstverteidigen« müssen, indem sie ihn brutal töten...

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 284 vom 6. Dezember 2021: Bitte HIER klicken!

Gerechtigkeit für Arbery
Der Prozess um den gewaltsamen Tod des schwarzen Joggers Ahmaud Arbery hat gezeigt, was für ein Unterschied eine Videoaufnahme machen kann. Vor Gericht standen drei weiße Männer in Brunswick im US-Bundesstaat Georgia, die wegen der Tötung von Arbery angeklagt waren. Die drei behaupteten, sie seien berechtigt gewesen, Arbery zu erschießen, weil sie sich von dem Mann bedroht gefühlt hatten, als er auf sie zugerannt kam. Dabei waren sie es, die sich dem Jogger mit ihrem Pick-up in den Weg gestellt hatten und dann auf den Flüchtenden schossen, nachdem er, von den bewaffneten Weißen umstellt, der tödlichen Gefahr zu entkommen versucht hatte. Im Gegensatz zu den drei Angreifern war Arbery unbewaffnet. Trotz der klaren Beweislage durch das Video beriefen sich die Angeklagten auf die Schutzbehauptung, mit der sich häufig auch Polizisten verteidigen, wenn sie einen Unbewaffneten getötet haben: Sie hätten befürchtet, angegriffen zu werden.

Aber selbst das Argument, sie hätten Arbery für einen flüchtenden Einbrecher gehalten und ihn als gesetzestreue Bürger festnehmen wollen, um ihn der Polizei zu übergeben, fiel vor der überwiegend weißen Jury durch. Die Geschworenen mussten zahlreiche Versuche der Verteidiger zurückweisen, Arbery zu verteufeln. Die Anwälte schreckten auch nicht davor zurück, auf seine angeblich »dreckigen Füße« zu verweisen und ihn im nachhinein zu demütigen. Sie nahmen an, dass die aus provinziellen Südstaatlern bestehende Jury auf ihre rassistischen Erniedrigungen eines Schwarzen einsteigen würde. Aber dieses Mal hat es offensichtlich nicht funktioniert. Vielleicht lag das an den beeindruckenden Videoaufnahmen, die detailliert zeigten, was wirklich geschehen war, insbesondere in den entscheidenden Momenten des Überfalls auf Arbery.

Die Fülle dieser Aufzeichnungen der realen Ereignisse machten im Urteil den Unterschied zwischen Freispruch und Verurteilung aus. Aber das ist noch nicht alles. Ohne das erst später veröffentlichte Video wäre keiner dieser drei Männer jemals angeklagt worden, so wie es sich der örtliche Staatsanwalt und die Polizei nach Arberys Tod eigentlich erhofft hatten. Doch sie haben nicht nur passiv darauf gehofft, sie haben sich auch aktiv auf die Seite der Weißen gestellt und ihnen geglaubt, dass der von ihnen Erschossene ein flüchtender Einbrecher gewesen sei. Ein Staatsanwalt riet einem der Mörder sogar, er solle nach Hause gehen und sich die Hände waschen. Erst zwei Monate später kamen die Videoaufnahmen an die Öffentlichkeit und veränderten alles. Wenn Arberys Mutter nicht für ihren ermordeten Sohn gekämpft hätte, wäre nichts passiert.
Übersetzung: Jürgen Heiser
Das Geschworenengericht in Brunswick hatte die drei weißen Angeklagten am 24. November schuldig gesprochen, den 25jährigen Arbery im Februar 2020 in einem mehrheitlich von Weißen bewohnten Vorort der Stadt getötet zu haben. Das erwähnte Video lag der Polizei schon länger vor, es dauerte jedoch 74 Tage, bis die drei Täter verhaftet wurden.

Travis McMichael, der die drei tödlichen Schüsse auf Arbery abgab, wurde wegen heimtückischen Mordes, sein Vater Gregory McMichael und ihr Nachbar William Bryan wegen schwerer Körperverletzung und Totschlagsdelikten schuldig gesprochen. Ihnen droht lebenslange Haft. Das Strafmaß für die Angeklagten wird erst zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt. (jh)

 
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