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Kolumne 1.039 vom 14.12.2020: Eine Stimme, die gehört werden sollte

14.12.20 (von maj) Sergio Hyland sitzt im US-Staatsgefängnis SCI Chester ein und gehört zu den vielen Häftlingen, die an Covid-19 erkrankt sind

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 292 vom 14. Dezember 2020: Bitte HIER klicken!

Eine Stimme, die gehört werden sollte
Nach aktuellen Pressemeldungen sind in den staatlichen Gefängnissen Pennsylvanias derzeit mehr als 400 Häftlinge an der vom Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelösten Covid-19-Infektion erkrankt. Heute möchte ich über die Lage eines dieser Gefangenen berichten. Sergio Hyland sitzt in dem südwestlich von Philadelphia gelegenen Staatsgefängnis SCI Chester ein. Anfang November 2020 wurde er in die Krankenabteilung der Haftanstalt verlegt und positiv auf das Virus getestet. Er schreibt: »Durch das Virus sanken meine Sauerstoffwerte bedrohlich. Also wurde ich auf Steroide gesetzt. Die Steroide hatten jedoch eine Nebenwirkung und trieben meinen Blutzuckerspiegel extrem hoch.«

Hyland litt schon länger unter Diabetes, weshalb die Behandlung der Covid-19-Infektion mit Steroiden seine gesundheitliche Situation nicht verbesserte, sondern immens verschlimmerte. Er schreibt: »Das Virus traf mich mit voller Härte. Ich hatte Nächte, in denen ich buchstäblich dachte, ich würde sterben. Manchmal wünschte ich mir auch den Tod herbei, damit die Qual endlich aufhört.«

Wie Sergio Hyland weiter berichtet, sind im Staatsgefängnis Chester schon mehrere Gefangene an und mit Covid-19 gestorben. Was angesichts dieser Todesfälle noch zusätzlich schockiert, sind Hylands glaubhafte Angaben, dass einige Mitarbeiter des dortigen Gefängnispersonals keine Mund-Nasen-Schutzmasken tragen, obwohl auch sie dazu verpflichtet sind. Indem Sergio Hyland mit seiner Krankheit an die Öffentlichkeit geht, gibt er seinen Mitgefangenen in diesen schweren Zeiten der hinter den Gefängnismauern grassierenden Coronapandemie eine Stimme, die gehört werden sollte.
Übersetzung: Jürgen Heiser

Laut der Tageszeitung Philadelphia Inquirer vom 12. November kommt es in den Haftanstalten zu »einem tödlichen ›Wiederaufleben‹ der Covid-19-Erkrankungen«. Nach dem »totalen Lockdown im März« habe es bis Ende Mai nur »160 bestätigte Covid-19-Fälle bei den Häftlingen« der Staatsgefängnisse Pennsylvanias gegeben. Die erneute Zunahme der Infektionen in den Gefängnissen korrespondiere laut der jüngsten Onlinemeldung der Zeitung eng damit, dass sich im Bundesstaat nach Angaben des Gesundheitsministeriums von Pennsylvania »in der letzten Woche im Sieben-Tage-Durchschnitt 9.925 Einwohner pro Tag mit dem Coronavirus neu infiziert« hätten und die Zahlen weiter anstiegen.

Wie das US-Nachrichtenprogramm Democracy Now! am Mittwoch meldete, ist die Zahl der Infektionen auch in den kalifornischen Haftanstalten mit mehr als 4.000 akuten Fällen erneut in die Höhe geschnellt. Seit Beginn der Pandemie wurden dort über 22.000 Häftlinge positiv auf das Virus getestet, mindestens 90 sind gestorben. Der im Gefängnis San Quentin inhaftierte Journalist Juan Moreno Haines erklärte, angesichts der bis jetzt landesweit 290.000 Coronatoten würden alle aufgefordert, »zu Hause zu bleiben, sich nicht unter Leute zu mischen, die man nicht kennt, und auch drinnen eine Maske tragen«. Das würden auch Gefangene gern tun, so Haines. Das Problem sei jedoch, dass die Gefängnisse »geschlossen und unbelüftet« seien und für sie nicht gelte, was für »Restaurants, Fitness- und Nagelstudios« angesagt sei: diese Orte zu meiden! Gefangene würden nicht freigelassen, sondern statt dessen von einem »Knasthotspot« zum nächsten verlegt, wodurch sich das Virus weiter verbreite. (jh)

 
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