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Kolumne 1.028 vom 28.09.2020: Genozid an Schwarzen

28.09.20 (von maj) Breonna Taylor ist nicht nur eine von vielen, die von der Polizei getötet wurden, ohne dass man die Täter dafür verurteilt hat.

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 227 vom 28. September 2020: Bitte HIER klicken!

Genozid an Schwarzen
Breonna Taylors Name erschallt gegenwärtig auf Protestmärschen in vielen Städten der USA, auf denen Gerechtigkeit für das Opfer und ihre Familie gefordert wird. Sie ist eine von vielen, die von der Staatsgewalt getötet wurden, ohne dass man die Täter dafür verurteilt hätte. Am 13. März dieses Jahres waren mehrere Cops in Louisville im US-Bundesstaat Kentucky gewaltsam in Breonna Taylors Apartment eingedrungen und hatten blindlings über ein Dutzend Schüsse auf sie abgefeuert, von denen mindestens sechs die im Bett Schlafende trafen. Die Polizeiaktion war angeblich eine Drogenrazzia, aber Drogen wurden bei dem Überfall keine gefunden.

Eine von der ermittelnden Staatsanwaltschaft eingesetzte Grand Jury hat nun am vergangenen Mittwoch entschieden, keinen der drei weißen Polizisten, die unmittelbar an der Ermordung der 26jährigen Breonna Taylor beteiligt waren, unter Anklage zu stellen. Nur einer der Cops, der bereits zuvor aus dem Polizeidienst entlassen worden war, wurde wegen »mutwilliger Gefährdung« angeklagt, weil er bei der Aktion gegen Taylor auch auf das benachbarte Apartment eines anderen Mieters geschossen hatte. Das Handeln der beiden Polizisten jedoch, die sechsmal auf Breonna Taylor geschossen hatten, hielt die Grand Jury für gerechtfertigt. Sie hätten sich »verteidigen« müssen.

Insgesamt waren bei der Razzia 32 Schüsse abgegeben worden. Der Anwalt der Familie des Opfers, Benjamin Crump, erhob schwere Vorwürfe: »Die Entscheidung der Grand Jury ist empörend und beleidigend für das Andenken von Breonna Taylor und ein weiteres Beispiel dafür, dass weiße Polizisten für den Genozid an Schwarzen nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Nach allem, was wir über den Mord an Breonna Taylor wissen, hätte ein faires und gerechtes Justizsystem keine Entscheidung wie die heutige treffen dürfen.« Sadiqa Reynolds, Präsidentin der Bürgerrechtsorganisation Louisville Urban League, erklärte dazu: »Dass die Grand Jury keine Anklage erhoben hat, ist eine Anklage gegen das System selbst. Für Polizeibeamte wurde ein völlig separates Grand-Jury-System geschaffen.«

Philosophen führen manchmal Gedankenexperimente durch, um die verschiedenen Seiten einer Kontroverse zu betrachten. Wie wäre die Entscheidung der Grand Jury wohl ausgefallen, wenn Polizisten eine 26jährige Weiße namens Breonna Brisinsky, die wie Breonna Taylor als medizinisch-technische Assistentin in der Notaufnahme einer Klinik arbeitete, bei einer irrtümlichen Drogenrazzia in ihrem Bett erschossen hätten? Wären diese Polizisten auch ohne Anklage davongekommen?

Der Fall der Afroamerikanerin Breonna rief in mir Erinnerungen an einen 21 Jahre alten Ortsgruppenleiter der Black Panther Party in Chicago wach, der auch von Kugeln durchsiebt in seinem Bett starb. Wobei zu erwähnen ist, dass er zuvor von einem Polizeispitzel mit heimlich verabreichten Drogen reaktionsunfähig gemacht worden war. Der Polizeiüberfall ereignete sich in den frühen Morgenstunden des 4. Dezember 1969. Das Mordopfer hieß Fred Hampton. Von 1969 bis 2020 sind mehr als fünfzig Jahre vergangen, aber es hat sich nichts verändert: Schwarze Leben zählen nach wie vor nicht.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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