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Kolumne 955 vom 29.04.2019: Ab in den Müll

29.04.19 (von maj) Von der früheren Symbolkraft »Lady Libertys«, der Freiheitsstatue im Hafen von New York City, ist nichts mehr übrig

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 99 vom 29. April 2019: Bitte HIER klicken!

Ab in den Müll
Seitdem der Immobilientycoon Donald Trump seine Wahlkampfkampagne für das Amt des US-Präsidenten begann, schießt er giftige Pfeile auf Gegnerinnen und Gegner und trampelt auf allen herum, die er unter sich wähnt. Wie wir alle wissen, gerieten zuerst die Mexikaner ins Fadenkreuz seiner Attacken. Es dauerte nicht lange, bis auch andere – zumeist Menschen mit dunklerer Hautfarbe als das Bleichgesicht Trump – zu spüren bekamen, dass er seine Giftpfeile auch in ihre Richtung schießt.

Schon sehr früh und bis zum heutigen Tag ohne Pause wurde das Thema Einwanderung dazu missbraucht, um Millionen Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen. Trump und seine Vasallen lancierten die Propaganda für den »notwendigen Bau einer Grenzmauer« zwischen den USA und Mexiko, weil die USA angeblich durch »kriminelle Migranten« bedroht seien. Es folgte das ungeheuerlichen Vorgehen der US-Grenztruppen gegen Tausende vor Gewalt, Verfolgung und Not in ihren mittelamerikanischen Heimatländern Fliehende: Kinder wurden von ihren Eltern getrennt und an unbekannten Orten in Heimen und Zeltlagern interniert. Dieses Schreckensszenario dauert bis heute an.

Inzwischen hat Trump nicht wenige seiner Kabinettsmitglieder verjagt, wenn sie sich weigerten, seine abstrusen und böswilligen Pläne zu unterstützen. Trump und seine Getreuen betreiben ein widerliches Machtspiel, mit dem sie wissentlich die paranoide Politik faschistischer Kräfte unterstützen. Sie blicken verächtlich auf die Mehrheit der Weltbevölkerung und rufen, was kürzlich auch Trump in die Welt posaunte: »Wir können niemand mehr aufnehmen! Das Boot ist voll! Wir haben keinen Platz mehr – tut uns leid!«

Es »tut ihnen leid«? Wohl kaum. »Lady Liberty«, die Freiheitsstatue, die sich auf Liberty Island unübersehbar über den Hafen von New York City erhebt, sollte zurück in ihr Ursprungsland Frankreich verschifft werden, von wo sie 1886 als Geschenk in die USA kam. Sie stellt Libertas, die römische Göttin der Freiheit dar, zu deren Füßen zerbrochene Ketten liegen. Von dieser Symbolkraft ist nichts übriggeblieben, weswegen es vielleicht sogar passender wäre, ihre Metalle wieder einzuschmelzen und daraus eine neue Mauer zu formen – eine Stahlwand, der man den zynischen Namen »Wall of Liberty« verleihen könnte.

Und wozu die Gedenktafel zur Begrüßung der Einwanderer am Sockel der Freiheitsstatue, in deren Inschrift es heißt: »Gebt mir eure Müden, eure Armen, eure geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren (…). Sendet sie, die Heimatlosen, vom Sturm Gestoßenen zu mir«? Werft diese Tafel einfach weg, ab damit in den Müll! In den Vereinigten Staaten wird sie nicht länger benötigt.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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