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Ehrung für Angela Davis

20.02.19 (von ivk-jw) In US-Stadt Birmingham feiern Tausende die Bürgerrechtlerin nach rechten Anfeindungen

Link zum Artikel in junge Welt Nr. 43 vom 20. Februar 2019: Bitte HIER klicken!

Ehrung für Angela Davis
Die US-Bürgerrechtlerin Angela Davis erfuhr am vergangenen Samstag eine würdevolle Ehrung in ihrer Heimatstadt Birmingham. Ursprünglich war für diesen Tag und anstelle dieser von über 3.000 Menschen getragenen Solidaritätsveranstaltung im städtischen Boutwell Memorial Auditorium nahe dem Rathaus eine Festgala geplant gewesen, auf der das Birmingham Civil Rights Institute (BCRI) die 75jährige Davis für ihr Lebenswerk auszeichnen wollte. Überraschend hatte das BCRI jedoch Anfang Januar seinen Entschluss, ihr den »Fred Shuttlesworth Human Rights Award« zu verleihen, wieder zurückgezogen. Grund waren Einwendungen zionistischer Kreise der jüdischen Gemeinde der Stadt, die gegenüber dem Vorstand des Instituts Vorwürfe des »Antisemitismus« gegen Davis erhoben hatten, weil sie seit Jahrzehnten Solidarität mit dem palästinensischen Volk und seinem Widerstand gegen die Besatzungsmacht des israelischen Staates geübt hatte.

In Birmingham, in den 1960er Jahren ein Symbol der von Martin Luther King Jr. und seinem Mitstreiter Fred Shuttlesworth geprägten Bürgerrechtsbewegung, führte die Rücknahme des Preises zu scharfer Kritik, die in den USA und weltweit aufgegriffen wurde. Vor Ort bildete sich das »Birmingham Komitee für Wahrheit und Versöhnung«, um dem Protest zu koordinieren. Dieses organisierte die Alternativveranstaltung, um Angela Davis selbst zu Wort kommen zu lassen und ihr politisches Engagement zu feiern.

Das Motto des Abends war »A Conversation with Angela Davis«, und so stand nach der stürmischen Begrüßung der Aktivistin das Gespräch mit ihr im Mittelpunkt. Dafür sorgte die ebenfalls aus Birmingham stammende Princeton-Professorin Imani Perry. Auf die Rücknahme des Preises, den Widerstand dagegen und die daraus folgende Korrektur der Fehlentscheidung durch den Institutsvorstand angesprochen, erklärte Davis, sie habe »Birmingham noch nie so sehr geliebt wie in diesem Moment«.

Andrea Taylor, Geschäftsführerin des BCRI, hatte noch vor der Veranstaltung den erneuten Schwenk des Instituts in einem Pressetermin zu erläutern versucht und die Hoffnung geäußert, es werde »in Zukunft eine Gelegenheit geben, den Preis an Davis zu überreichen«. Doch die nunmehr quasi »Rehabilitierte« wollte dieses erneute Angebot des BCRI nicht einfach akzeptieren, wie sie im Abendgespräch erklärte. Das sei nun keine Entscheidung mehr von ihr persönlich, »vielmehr eine Frage, was die schwarze Gemeinde« wünsche. Damit spielte Davis auf die seit Januar in Birmingham laufende kontroverse Debatte über den im Kreuzfeuer stehenden BCRI-Vorstand an, den drei Mitglieder bereits aus Protest verlassen hatten. Stadtrat, Schulrat und Bürgermeister Randall Woodfin hatten sich vom Preiswiderruf »bestürzt« gezeigt und sich einstimmig mit Davis, der »Ikone des Bürgerrechtskampfs«, wie sie sagten, solidarisiert.

Hinter Davis gestellt hatte sich seit Januar auch die US-Friedensorganisation »Jewish Voice for Peace« und für Freitag abend landesweit einen »Solidaritätssabbat« für sie ausgerufen. Mit »Angela, du bist willkommen bei diesem Sabbat« lehnte sich der Slogan der Aktion an Plakate an, die vor 40 Jahren vielerorts in den USA ausgehängt wurden. »Angela, Schwester, du bist willkommen in diesem Haus«, galt damals der jungen Kommunistin, die von Kaliforniens Gouverneur Ronald Reagan als Hochschulprofessorin geschasst und auf die Fahndungsliste der Bundespolizei FBI gesetzt worden und untergetaucht war.

Nun stehe sie wieder im Mittelpunkt einer Kontroverse, erklärte Davis am Samstag, aber sie werde sich »weiterhin für die Unteilbarkeit der Menschenrechte in diesem Land und auf der ganzen Welt einsetzen« und so »natürlich auch für das besetzte Palästina«. Vor allem Schwarze hätten »den Palästinensern, die seit Jahrzehnten kämpfen und nicht aufgeben, viel zu verdanken«. Denn sie seien »eine Inspiration für Menschen, die überall auf der Welt für ihre Freiheit kämpfen«.
Jürgen Heiser

 
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