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Kolumne # 817 vom 15.08.2016: Die »Clinton Show«

15.08.16 (von maj) Jede Stimme für Hillary Clinton bei den Wahlen im November wäre eine Belohnung für jahrzehntelange Repression gegen Schwarze – und kein Schritt, sich davon zu befreien.

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 189 vom 15. August 2016: Bitte HIER klicken!

Die »Clinton Show«
Der am 28. Juli zu Ende gegangene Parteitag der Demokratischen Partei war nur eine weitere Episode der Veranstaltungsreihe namens »Clinton Show«. Wie alle Shows mit einem altbekannten Programm wird sie zunehmend vom Publikum in Frage gestellt, das längst über das hinausgewachsen ist, was die Hauptakteure darstellen.
Star in diesem Drama ist Hillary Clinton, die jetzt die Rolle einer mitfühlenden Neoliberalen spielt, die auf Kinder, Regenbögen und Welpen steht. Partner an ihrer Seite ist der ehemalige US-Präsident William »Bill« Clinton, der heute einer der Produzenten der Show ist. Er bringt die Menge im Saal auf Touren und treibt den Leuten das Wasser in die Augen, indem er Geschichten über die »tollste Mutter in der amerikanischen (oder Menschheits-) Geschichte« erzählt. Wie ich an anderer Stelle schrieb, ist Bill Clinton einer der fähigsten Politiker seiner Generation, der bei Wahlen wahre Wunder bewirkte, um das goldene Zepter der Macht ergreifen zu können. Nun ist er auf die Bühne zurückgekehrt, um das Zepter an seine Gattin weiterzureichen.
Hillary Clinton spielt ihre Rolle hervorragend, wer könnte das bezweifeln? Nicht anders war »Bill« – aber auch er erreichte durch seine glanzvolle Politik nichts zugunsten der Schwarzen. Tatsächlich bewirkte er das glatte Gegenteil. Hillary mag auch eine tolle Mutter sein, aber das sind Millionen andere Frauen in den USA auch. Die Frage ist jedoch nicht, wie gut eine Mutter zu ihrem eigenen Kind ist. Die Frage ist vielmehr, was sie für die Kinder der Armen, der in die Mittellosigkeit getriebenen Menschen in den Ghettos und Barrios tut. Und da kann die Antwort nur lauten: nicht viel. Weil sie die Kinder anderer Leute sind.
Sie sind nichts als entbehrliches, frei verfügbares Kanonenfutter im neoliberalen »Krieg gegen das Verbrechen«, den die Clintons zur Hochform auflaufen ließen, was sich vielleicht am besten in Hillary Clintons brutaler Reaktion auf die härteren Gefängnisstrafen zeigte, die damals in den 1990er Jahren vor allem gegen schwarze und hispanische Minderjährige ausgesprochen wurden. Das Blut gefriert einem in den Adern, wenn man hört, wie sich Hillary Clinton in jener Zeit äußerte. Ich zitiere: »Das sind nicht länger einfach Kinderbanden. Das ist oft die Sorte von Kindern, die ›Superraubtiere‹ genannt werden. Ohne Gewissen, ohne Empathie. Wir können darüber reden, warum sie so geworden sind, aber zuerst müssen wir sie gefügig machen.«
Sie sprach über einen Eckpfeiler neoliberaler Ideologie der Clintons: 1994 hatte die Regierung ihres Mannes die Strafgesetze verschärft und war so zum Motor des Booms der Masseninhaftierungen geworden, der die Wohnviertel der Schwarzen und Latinos auf Jahrzehnte verwüstete.
Hillary Clinton mag klug sein, aber den Begriff »Superraubtiere« und die damit verbundene Ideologie hatte sie einem im Weekly Standard erschienenen Artikel des in Verruf geratenen US-Politikwissenschaftlers John Dilulio entnommen und daraus eine offizielle Politik staatlicher Repression gemacht. War das wirklich klug – oder einfach unmenschlich?
Jede Stimme für Hillary Clinton bei den Wahlen im November wäre eine Belohnung für diese jahrzehntelange Repression – und kein Schritt, sich davon zu befreien. Wie unser geschätzter Vorfahre Frederick Douglass sagte, geben die Mächtigen nichts her, was ihnen nicht abgefordert wird. Oder anders: »Ohne Kampf gibt es keinen Fortschritt.« Wir müssen gegen den Clintonismus genauso kämpfen wie gegen den Trumpismus, denn beider Politik ist Gift für Schwarze. Die Wahl zwischen der Horrorfigur Wolfman und der Braut von Frankenstein ist nur die Wahl zwischen zwei Monstern. Lasst uns für eine Welt kämpfen, in der schwarze Leben wirklich zählen.

 
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