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Kolumne # 813 vom 18.07.2016: Leben im »Loch«

18.07.16 (von maj) Seit 37 Jahren ist der Gefangene Johnson für 23 Stunden am Tag in einem »Loch« von zwei mal 3,60 Meter eingesperrt; eine Stunde wird ihm als »Hofgang« in einem Käfig aus Beton und Stacheldraht gewährt

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 165 vom 18. Juli 2016: Bitte HIER klicken!

Leben im »Loch«
Arthur Johnson ist Häftling im US-Gefängnissystem und sitzt seit fast 37 Jahren in einer Isolationszelle, die von den Gefangenen »Loch« genannt wird. Nein, das ist kein Tippfehler, es sind wirklich siebenunddreißig Jahre! Er wurde zum ersten Mal im Dezember 1979 in diese von der Gefängnisbehörde Pennsylvanias geschaffene Hölle namens »Einzelhaft« geworfen. Damals war James »Jimmy« Carter noch US-Präsident. Schah Reza Pahlewi von Persien war gerade durch die »Islamische Revolution« gestürzt worden. Tennisstar John McEnroe hatte zum ersten Mal die Tennismeisterschaft US Open gewonnen, und Muhammad Ali war noch sehr lebendig und im Boxsport aktiv.
Seit jener Zeit und bis zum heutigen Tag war und ist Arthur Johnson ununterbrochen in Isolationshaft. Er war praktisch vergessen – bis jetzt. Denn vor kurzem erhoben die Anwälte des »Abolitionist Law Center« in Pittsburgh, Pennsylvania, Verfassungsklage, in der sie unter Berufung auf den 8. Zusatzartikel der US-Verfassung, der »grausame und ungewöhnliche Bestrafung« verbietet, Beschwerde gegen Johnsons ununterbrochene Isolierung einlegten und vor einem US-Bundesgericht deren Aufhebung per einstweiliger Verfügung beantragten.
Seit 37 Jahren ist Johnson für 23 Stunden am Tag in diesem »Loch« von zwei mal 3,60 Meter eingesperrt; eine Stunde wird ihm als »Hofgang« in einem Käfig aus Beton und Stacheldraht gewährt. Der Grund für seine Isolierung war ein angeblicher Fluchtversuch im Jahr 1979.
Seit 37 Jahren durfte er nicht die Hand einer Frau berühren, kein Kind liebkosen und keine Angehörigen umarmen. Er hat seitdem an keinem Unterricht für Häftlinge teilnehmen, nicht mit anderen Gläubigen zusammen beten dürfen. Er durfte nie mehr als ein paar Schritte gehen, ohne an Händen und Füßen gefesselt zu sein.
Er lebte – sofern man das »Leben« nennen kann – in diesen Jahrzehnten in fünf verschiedenen Haftanstalten Pennsylvanias: Forest, Huntingdon, Smithfield, Graterford, Greene und am Ende wieder in Huntingdon. Aber wo er auch war, sie steckten ihn immer wieder ins »Loch«. Er kam nie in den Normalvollzug zurück und durfte sich außerhalb der Einzelzelle niemals ohne Hand- und Fußfesseln bewegen.
Er war ein 18jähriger Teenager, als er ins Gefängnis kam. Heute ist er 63 Jahre alt. Er ist ein Beispiel dafür, wie es im Strafvollzug Pennsylvanias aussieht. Das ist die Realität der Isolationshaft in den Vereinigten Staaten von Amerika – das Leben im »Loch«. Heute, in diesem Moment.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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