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Zu hohe Hürden

25.06.16 (von ivk-jw) USA: Der von Polizisten verursachte Tod des Schwarzen Freddie Gray bleibt für sie folgenlos

Link zum Artikel in junge Welt Nr. 146 vom 25./26. Juni 2016: Bitte HIER klicken!

Zu hohe Hürden
Von Jürgen Heiser

Keine Gerechtigkeit für Freddie Gray: Der Tod des bei seiner Festnahme im April 2015 an einem Genickbruch gestorbenen Afroamerikaners aus Baltimore wird für die verantwortlichen Polizisten folgenlos bleiben. Wie die Baltimore Sun berichtete, wurde der Hauptbeschuldigte Caesar Goodson vom Vorwurf des Totschlags freigesprochen. Nach der »vernichtenden Niederlage der Staatsanwaltschaft« schätzen sachkundige Juristen die Chancen nun als »zunehmend trübe« ein, dass es gegen einen der sechs Polizisten doch noch zu einem Schuldspruch kommen werde. Ein erster Prozess hatte bereits mit Freispruch geendet, ein weiterer wegen einer Jury geplatzt, die sich nicht auf einen Urteilsspruch einigen konnte (jW berichtete).
Die Sun zitierte am Freitag den ehemaligen Bundesrichter Steven H. Levin mit der Aussage, von Staatsanwälten, die eine solche Reihe von Niederlagen einstecken müssen, sei eigentlich zu erwarten, dass sie überprüfen, welche der noch ausstehenden Anklagen sie besser fallenlassen sollten. Levin ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass die leitende Anklägerin Marilyn J. Mosby weiter Druck machen werde, die geplanten Verfahren gegen Goodsons Kollegen durchzuführen. Mosby habe mit ihren Ermittlungen gegen die sechs Beamten »in der Öffentlichkeit hohe Erwartungen geweckt«.
Die Untersuchungen zum Tod des ohne jede konkrete Beschuldigung auf offener Straße festgenommenen 25jährigen Freddie Gray waren von Polizeiführung und Justiz erst infolge tagelanger Proteste und Demonstrationen der schwarzen Bevölkerung von Baltimore aufgenommen worden. Auch nach dem Freispruch für Goodson zogen Unterstützer der Bewegung »Gerechtigkeit für Freddie Gray« spontan vor das Gerichtsgebäude, um gegen das »Schandurteil« zu protestieren. »Die machen weiter wie bisher«, zitierte die New York Times den Aktivisten Duane Davis. »Niemand wird verurteilt, wenn er einen Schwarzen umgebracht hat. Schwarze Leben zählen eben nicht im weißen Amerika!«
Nicht wenige hatten gehofft, es werde in Grays Fall endlich Gerechtigkeit geben. Richter Barry Williams hatte zu Beginn des Prozesses den Eindruck vermittelt, er wolle Goodson zur Rechenschaft ziehen. In der Beweisaufnahme schränkte Williams allerdings die Möglichkeiten der Anklage ein, Beweismittel und Zeugen so in die Hauptverhandlung einzubringen, dass sie auch in noch offenen Verfahren zu einem Strafurteil führen könnten. Die Staatsanwaltschaft habe ihn »nicht davon überzeugen können, dass es sich um ein schweres Verbrechen handelte«, als Gray in einem Van zum Polizeirevier abtransportiert wurde und dort leblos ankam. Insbesondere hatte sich Williams laut Sun skeptisch gegenüber der Annahme gezeigt, Gray, dessen Hände auf dem Rücken gefesselt waren, sei im Gefangenentransporter nicht vorschriftsmäßig angeschnallt gewesen. Damit hatte die Anklage ihre Vorwürfe des Totschlags und der fahrlässigen Körperverletzung mit Todesfolge begründet. Grays Tod infolge von Goodsons »rabiatem Fahrstil« sei verursacht worden, weil er »wie ein Tischtennisball durch den Wagen flog«, wie Mosby es beschrieb.
In seiner Urteilsbegründung erklärte der Richter, es sei der Anklägerin »nicht gelungen, die hohe Hürde für einen Schuldspruch zu überspringen«.
Der nächste Prozess wird gegen den Polizisten Brian Rice erwartet, der die Festnahme Grays veranlasst hatte. Prozessbeobachter Douglas Colbert, Juraprofessor an der Universität von Maryland, erklärte laut Sun, er erwarte nun endlich Angaben darüber, warum die ganze Polizeiaktion gegen Gray überhaupt in Gang gekommen war.

 
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