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Kolumne # 776 vom 02.11.2015: Diener des Kapitals

02.11.15 (von maj) Wahlen haben unter Schwarzen in den USA die Illusion verbreitet, es gäbe Fortschritte, ihnen aber in Wahrheit nur neue Ketten angelegt und sie an die alten Verhältnisse gefesselt

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 253 vom 2. November 2015: Bitte HIER klicken!

Diener des Kapitals
Die Präsidentschaftswahlen in den USA finden erst in einem Jahr statt. Aber die Berichterstattung in den Medien wirkt so, als stünden sie kurz bevor. Was wir gegenwärtig vorgeführt bekommen, ist jedoch nicht der eigentliche Wahlkampf, es hat mehr von einem Hindernisrennen. Es ist die Vorbereitung auf etwas, das erst in der Zukunft stattfindet. Die Redeschlachten sind ein Testlauf für die Wohlhabenden, die über gute Beziehungen und über finanzstarke Unterstützer verfügen. Der Weg der Vorausscheidungen, in denen die Parteien ihre Kandidaten küren, ist lang und teuer – nicht für die Wähler, sondern für die Spender. Also jene, die sich einen Kandidaten oder eine Kandidatin aussuchen und ihn oder sie kaufen oder anheuern. Die Auserwählten sollen schließlich dem Kapital dienen und nicht dem Volk.
Die letzten Präsidentschaftswahlen haben genau das deutlich gemacht, dass nämlich immer wieder Kandidaten ausgewählt wurden, die nach ihrem Wahlsieg ihre Versprechen nicht einlösen, ihre Wähler also verraten und hauptsächlich der Wall Street und der Wirtschaftselite dienen. Nur wenige haben das so gut umgesetzt wie Expräsident William Clinton, ein meisterhafter Politiker und ein ebenso meisterhafter Verräter seiner Wähler. Eine Mehrheit der afroamerikanischen Bevölkerung hat ihn als den ersten »schwarzen« Präsidenten, als einen von ihnen verehrt, der etwas für sie bewegen will. Dieses Verhältnis dauerte sogar dann noch an, als er ihre Interessen offen verriet, um rassistische Ängste und Befürchtungen der Weißen zu beschwichtigen.
Clinton stürzte den Mittelstand in den Abgrund, indem er das Nord­amerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) politisch durchsetzte und Produktionsstätten und damit Arbeitsplätze ins Ausland verlagerte, für die es niemals Ersatz in der heimischen Industrie geben wird. Diese unterwürfige Loyalität gegenüber der Wall Street setzte sich auch während der beiden Amtszeiten von US-Präsident Barack Hussein Obama fort. Schwarze verloren unter seiner Regierung mehr Vermögen als zu jeder anderen Zeit seit der Ära der »Reconstruction« nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg.
Erst sehr spät hat Obama jetzt, in den letzten Monaten, die Schrecken des rassistischen Gefängnissystems öffentlich thematisiert, und erst seit dem vergangenen Jahr hat er – unter dem Druck der Protestbewegung auf den Straßen des Landes – endlich damit begonnen, die gnadenlosen Exzesse rassistischer Polizeigewalt gegen Schwarze anzusprechen, und selbst das nur halbherzig.
Zur Wahl zu gehen und unsere Stimme abzugeben war nie wirklich eine Lösung für unsere Probleme. Dadurch wurden nur immer wieder Kräfte in Machtpositionen gebracht, die unsere Probleme verschlimmert haben. Sie haben unter uns die Illusion verbreitet, es gäbe Fortschritte, uns aber in Wahrheit neue Ketten angelegt und uns an die alten Verhältnisse gefesselt.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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