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Kolumne # 735 vom 19.01.2015: Fatale Neuordnung

19.01.15 (von maj) Als die Neokonservativen in Washington die Öffentlichkeit unter Vorspiegelung falscher Tatsachen dazu bringen wollten, in den Krieg zu ziehen, garantierten sie, der Regimewechsel im Irak würde den ganzen Nahen Osten für immer verändern

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 15 vom 19. Januar 2015: Bitte HIER klicken!

Fatale Neuordnung
Viele Jahre sind vergangen seit dem in den 1960er Jahren begonnenen Prozess der Dekolonialisierung, als afrikanische und arabische Länder sich von der Kolonialherrschaft europäischer Staaten befreiten – meist durch bewaffneten Kampf. Das alles ist Jahrzehnte her, aber dennoch sind die Feuer, die dadurch entzündet wurden, bis heute nicht erloschen. Sie glimmen weiter, und es bedarf nur einer Windböe, um sie zu einer neuen Feuersbrunst zu entfachen. Das liegt daran, dass die Kolonialisierung stets gewaltsam durchgesetzt wurde, dass stets eine stärkere Macht ein schwächeres Volk seiner brutalen Ausbeutung unterwarf.
Diese alte Form kolonialer Unterdrückung scheiterte, weil sie einen nationalen Widerstand gegen sich mobilisierte, in dem sich alle Schichten der Gesellschaft gegen das System erhoben, das ihnen von der ausbeutenden ausländischen Macht aufgezwungen worden war. Gegen eine solche breite Opposition konnte die Kolonialmacht es nicht mehr rechtfertigen, ihre Herrschaftsposition aufrechtzuerhalten.
Jahrzehnte später fanden Bestrebungen gegen den Neokolonialismus ihren Ausdruck in islamistischer Politik, und binnen kurzem formten sich daraus militante Bewegungen. Diese wurden von den Geheimdiensten der USA, Saudi-Arabiens und Pakistans finanziert, bewaffnet und beraten. Aus ihnen entstanden »Al-Qaida«, »Al-Qaida im Irak«, die »Organisation Al-Qaida des Islamischen Maghreb«, und später kam noch der »Islamische Staat im Irak und in der Levante« (ISIL bzw. ISIS), heute »Islamischer Staat«, dazu. Wie so oft in der Geschichte wuchs den einst Schwachen und Verdammten neue Stärke zu. Die afghanischen Mudschaheddin, das Werkzeug antikommunistischer Kriegsführung gegen die bis 1989 von der UdSSR gestützte Regierung der Demokratischen Volksrepublik Afghanistan, wandten sich nach dem Rückzug der Sowjetischen Armee gegen ihre ehemaligen Förderer. Der Zögling träumte nun davon, seinen Ziehvätern den Hals umzudrehen.
Ich schließe diese Kolumne mit einem Zitat des libanesisch-amerikanischen Professors für Politikwissenschaften, Asad Abu-Khalil, aus seinem 2004 veröffentlichten Buch »The Battle for Saudi Arabia: Royalty, Fundamentalism, and Global Power« (»Die Schlacht um Saudi-Arabien: Königtum, Fundamentalismus und globale Macht«): »Als die Neokonservativen in Washington die Öffentlichkeit unter Vorspiegelung falscher Tatsachen dazu bringen wollten, in den Krieg zu ziehen, garantierten sie, der Regimewechsel im Irak würde den ganzen Nahen Osten für immer verändern. Sie sprachen davon, die Region ›neu zu ordnen‹. Wie wir heute wissen, lagen sie mit all ihren Mutmaßungen und Prognosen falsch – bis auf eine: Sie haben den Nahen Osten tatsächlich für immer verändert. Aber anstatt ein Volk zu befreien und in die Demokratie zu führen, hat die Invasion und Besetzung Iraks durch die USA den Zorn der Aufständischen erregt und ihre Militanz, Rekrutierung und Organisierung befördert. Fanatische und skrupellose Kräfte erhielten großen Zulauf, und ihr todbringender und destabilisierender Einfluss bedroht heute nicht nur Irak und das von den USA bevorzugte diktatorische Regime Saudi-Arabiens, sondern auch Europa und die übrige Welt.«

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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