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Unbeugsamer Geist

03.02.14 (von ivk-jw) Ulises Estrada, Vertrauter und Kampfgefährte Che Guevaras und Tamara Bunkes, in Havanna gestorben

Link zum Artikel in junge Welt Nr. 28 vom 3. Februar 2014: Bitte HIER klicken!

Unbeugsamer Geist
Kuba trauert um Ulises Estrada. Der enge Vertraute Ernesto Che Guevaras verstarb einer Meldung der Tageszeitung Granma zufolge bereits am 26. Januar im Alter von 79 Jahren in Havanna. Seine Beisetzung fand mit militärischen Ehren auf dem Friedhof Colón in der kubanischen Hauptstadt statt.
In Deutschland erntete Estrada 2007 viele Sympathien, als er auf einer Lesereise durch zahlreiche Städte sein Buch »Tania« vorstellte. Darin erzählt er vom Leben der Internationalistin Tamara Bunke, Tochter russisch-deutscher Eltern, die als Kommunisten vor der faschistischen Repression ins Exil nach Argentinien flohen, wo Tamara 1937 geboren wurde. 1952 fand die Familie ihre politische Heimat in der DDR. Inspiriert vom revolutionären Aufbruch Kubas ging Tamara Bunke 1961 nach Havanna und schloß sich zwei Jahre später den Revolutionären der bolivianischen Nationalen Befreiungsarmee (ELN) um Che Guevara an. Für ihre Aufgabe, unerkannt in höchste Regierungskreise der bolivianischen Militärdiktatur unter General René Barrientos und in rechtsgerichtete Zirkel einzudringen, war ihr Estrada als Ausbilder zur Seite gestellt. Sein Buch schrieb er erst viel später als Hommage an »Tania la guerrillera« und um den »plumpen Lügengeschichten« ihrer Feinde »die Wahrheit über ihr revolutionäres Handeln in Kuba, Europa und Lateinamerika entgegenzusetzen«. Für viele überraschend enthielt Estradas Buch sein Bekenntnis zu der Liebesbeziehung, die beide miteinander verband. Nach Tanias Rückkehr aus Bolivien wollten sie »zusammenziehen und gemeinsam die Kinder bekommen, von denen sie immer geträumt hatte«. Doch alles kam anders, und noch bevor Guevara im Oktober 1967 auf Befehl der CIA in Gefangenschaft ermordet wurde, fiel Tania 1967 im Kampf und wurde von den Schergen Barrientos’ verscharrt.
Erst dreißig Jahre später war es Estrada vergönnt, gemeinsam mit Tanias Mutter Nadja Bunke die in Bolivien aufgefundenen sterblichen Überreste Tanias und neun ihrer Kampfgefährten in der Che-Guevara-Gedenkstätte in Santa Clara zur letzten Ruhe zu betten. Tausende Menschen säumten im Dezember 1998 die Straße zwischen Havanna und Santa Clara und gaben den Gefallenen das letzte Geleit. Aus Dankbarkeit »für die unermüdliche Verteidigung ihrer Tochter gegen die Feiglinge, die versucht haben, Tanias Mut im revolutionären Kampf, für den sie ihr Leben gab, zu verhöhnen«, widmete Estrada sein Buch Nadja Bunke. Aus Verehrung der Mutter und aus Liebe zur Tochter besuchte er auf seiner Lesereise besonders gern die Städte der ehemaligen DDR und dankte in vielen Begegnungen leidenschaftlich für die Gelegenheit, »über Tania, Che und die Revolution sprechen zu können«.
Die revolutionäre Erhebung gegen die Diktaturen Lateinamerikas war das Lebensmotiv des 1934 in Santiago de Cuba geborenen Ulises Estrada Lescaille. Als Jugendlicher nahm er den Kampf gegen die von den USA gestützte Batista-Dikatatur auf, der ihn konsequenterweise in die »Bewegung 26. Juli« von Fidel Castro und Che Guevara führte. Nach dem Sieg über Batista übernahm Estrada Aufgaben bei der Abwehr konterrevolutionärer Bestrebungen wie der 1961 von der CIA angezettelten Söldnerinvasion in der Schweinebucht. Laut Granma begleitete Estrada Che Guevara 1965 bei seinen internationalistischen Einsätzen in Afrika.
Als Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas war Estrada seit 1975 in leitender Funktion in der außenpolitischen Amerika-Abteilung verantwortlich für die Beziehungen zu den lateinamerikanischen Aufstandsbewegungen. Ab 1979 vertrat er sein Land mehrere Jahre als Botschafter in Jamaika, Jemen, Algerien und Mauretanien. Nach der Rückkehr aus dem diplomatischen Dienst arbeitete er nur noch publizistisch für die Wochenzeitung Granma Internacional, die antiimperialistische Zeitschrift Tricontinental und das Wochenmagazin Bohemia.
Was er am Ende seines Buches über Tania schrieb, weist nun auch über seinen eigenen Tod hinaus: »Ihr Beispiel lebt weiter im unbeugsamen Geist ›Unseres Amerikas‹ im beständigen Kampf der Frauen, Kinder, Alten, Weißen, Schwarzen, Ureinwohner und Landlosen für die vollständige Gewährung der ihnen zustehenden Rechte«.

 
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