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Kolumne # 657 vom 27.07.2013: »Ich kann nicht viel tun«

27.07.13 (von maj) Der Nachfolger von George W. Bush erklärt sich für machtlos

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 172 – 27./28. Juli 2013

Es ist immer wieder ein Erlebnis, den ersten schwarzen Präsidenten der USA zu sehen – nach fünf Jahren an der Macht als »George W.« Obama. Sein Vorgänger G. »Dab­belju« Bush war die schiere Verkörperung des Neokonservatismus: Er brach Kriege vom Zaun, Frieden war ihm zuwider, für die Reichen war seine Amtszeit ein großes Fest und für die Armen ein endloser Alptraum. Dann kam US-Präsident Barack Obama, die Verkörperung des Neoliberalismus und ein Nachhall von Bushs Kampfgeist, und erwies sich schon bald als Wohltäter von Wall Street und Banken, als Millionen und Abermillionen Menschen Opfer von Zwangsversteigerungen wurden und ihr Zuhause verloren.
In seiner jüngsten Rede über das peinliche Ende im Drama um den Trayvon-Martin-Prozeß brachte Obama einige Aspekte des Falles gut auf den Punkt. Als es dann aber um die Frage gegangen wäre, was nun zu tun sei, blieb er eine Antwort schuldig. Im wesentlichen hat er dazu gesagt, daß er nicht viel tun kann. Erstaunlich, äußerst erstaunlich! Es gibt auf dieser Welt wohl kein politisches Amt, in dem der Inhaber mit einer solchen Machtfülle und derart weitgehenden Befugnissen ausgestattet ist wie der Präsident des US-Imperiums. Und Obama erklärt: »Ich kann nicht viel tun«?
Die Probleme, mit denen das schwarze Amerika konfrontiert ist, sind gewaltig und, offen gesagt, erdrückend. Von Kindesbeinen an bis zu ihrem oft viel zu frühen Tod erleben schwarze Jungen, daß die Nation Krieg gegen sie führt. Für diese Kids sind Schulen der Vorhof zum Gefängnis, und auf den Straßen lauern überall Gefahren auf sie, die viel zu oft in die Katastrophe führen. Wenn nun selbst der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika sagt, daß er dagegen »nicht viel tun kann«, dann stehen wir alle am Rande des Abgrunds.
Bemerkenswert sind dabei die Begriffe, die Obama auf seiner Pressekonferenz im Weißen Haus nicht über die Lippen kamen: Masseninhaftierung, gefängnisindustrieller Komplex und das historische Ausmaß des Verlusts von mehr als der Hälfte des afroamerikanischen Vermögens dieser Nation durch ungerechtfertigte und gesetzwidrige Zwangsversteigerungen.
Der Präsident macht stets nur das, was der Präsident machen will. George W. Bush hat das an jedem Tag seiner Präsidentschaft klargemacht. Und mit Ausnahme seiner »Reform« der Sozialversicherung, die dankenswerterweise niemals als Gesetz verabschiedet wurde, ist es Bush gelungen, viele seiner politischen Ziele zu erreichen. Eben weil er für das gekämpft hat, was er und seine Unterstützer wollten. Doch der jetzige Präsident, Mr. Cool in Person, erklärt öffentlich, was er nicht erreichen kann. Was für ein Unterschied. Das Haus des schwarzen Amerika steht lichterloh in Flammen. Wäre es da nicht an der Zeit, daß endlich jemand das Feuer löscht?

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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