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Bradley Manning vor Gericht

03.06.13 (von ivk-jW) In den USA beginnt am heutigen 3. Juni das Hauptverfahren gegen den »Whistleblower«

Aus: junge Welt Nr. 126 – 3. Juni 2013 / Von Jürgen Heiser

Vor der für den heutigen Montag geplanten Eröffnung des offiziellen Hauptverfahrens gegen Bradley Manning vor einem US-Militärgericht in Fort Meade, Maryland, fanden am Samstag als Auftakt einer internationalen Aktionswoche auf vier Kontinenten Solidaritätsdemonstrationen, Mahnwachen und Veranstaltungen für den 25jährigen »Whistleblower« statt. In gut drei Dutzend Städten der USA sowie im kanadischen Vancouver und Toronto gingen Aktivisten auf die Straße. Proteste fanden nach ersten Meldungen auch in Südkorea, in Brisbane und Sydney in Australien, im britischen Cardiff, in London, Paris, Rom, Heidelberg und Berlin statt.
Die größte Demonstration mit etwa 3000 Teilnehmern zog vor das Haupttor von Fort Meade, wo die Menge »Wir alle sind Bradley Manning« skandierte. Die Unterstützer waren mit Bussen aus Baltimore, Washington D.C., Philadelphia, New York und New England angereist, einige sogar aus Montréal und Mexiko-Stadt. Hauptredner der Kundgebung war Daniel Ellsberg, der 1971 die sogenannten Pentagon-Papiere über die Kriegführung der USA in Vietnam an die Öffentlichkeit gebracht hatte. »Die Geschichte ist auf der Seite jener, die die Wahrheit verbreiten wollen, nicht auf der Seite jener, die sie verbergen wollen«, bekräftigte Ellsberg unter Beifall.
Über eine Solidaritätsbekundung im afghanischen Kabul berichtete Kathy Kelly vom »Bradley Manning Support Network«. Vergangene Woche hatte dort eine Gruppe der Afghan Peace Volunteers (APV) betont, die Mehrheit der Afghanen und unzählige Menschen weltweit seien Manning zu Dank verpflichtet. Dieser habe Informationen wie die »zu Drohnenangriffen und nächtlichen Razzien« offengelegt, die »im Kampf für Freiheit, Sicherheit und Frieden« gebraucht würden. Mehr Menschen müßten den Mut aufbringen, »als Whistleblower gegen die Kräfte von Militär und Staat aufzustehen«, wünschte sich ein Sprecher der afghanischen Friedensaktivisten. In seinem Land, »das von Warlords und US/NATO-Militärs beherrscht« werde, sei das Verlangen nach demokratischen Verhältnissen groß.
Zum Prozeßbeginn gegen Manning prognostiziert das Centre for Global Research (CGR) in Montréal, Quebec, die Obama-Regierung wolle mit dem angestrebten Urteil die »klare Botschaft an Soldatinnen und Soldaten und Mitarbeiter von Nachrichtendiensten richten«, es nicht zu wagen, »auch nur ein Dokument, das die US-Außenpolitik kritisch beleuchtet« zu veröffentlichen, andernfalls werde man sie »für sehr lange Zeit ins Gefängnis stecken«.
Dazu zitiert das CGR die Journalistin Alexa O’Brien, die das vorgerichtliche Verfahren gegen Manning von Beginn an beobachtet hat. »Die Verfolgung von Manning« sei »der wichtigste Bürgerrechtsfall seit 9/11«, erklärte sie mit Blick auf die Verfolgungswelle nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Es gehe der US-Regierung »um eine Ausweitung der Informationskontrolle im digitalen Zeitalter« und darum, »Whistleblower als Landesverräter und Journalisten als Spione« brandmarken zu können.
Nach vorsichtigen Einschätzungen wird der Prozeß den ganzen Sommer über dauern. Die Ankläger des Pentagon wollen den im Mai 2010 in Bagdad verhafteten Nachrichtenanalysten der US-Armee im Zusammenhang mit dem größten Fall von Offenlegung interner Kriegsdokumente und diplomatischer Depeschen in der Geschichte der USA unter dem Vorwurf der »Unterstützung des Feindes« in die Nähe von Al-Qaida rücken und ihn lebenslang wegsperren.

 
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